Erstmals notierte das US-Index-Flaggschiff Dow Jones am Freitag im Handelsverlauf über 45.000 Punkten. Der „Trump-Faktor“ ist also noch im Markt. Jetzt nähert sich der Index zwar dem oberen Ende seines Trendkanals. Aber das muss die Bullen nicht nervös machen. Oder?
So beeindruckend es im Chart auch wirkt: Als der Dow Jones Mitte Oktober das damalige Rekordhoch erreichte, kam er bis 43.325 Punkte. Von dort bis zum Freitags-Verlaufshoch von 45.071 Zählern sind es gerade einmal vier Prozent. Und dafür, dass Donald Trump die US-Wirtschaft umkrempeln und zu neuer Stärke führen will, sind vier Prozent ja nicht die Welt. Da könnte also noch mehr drin sein. Grundsätzlich.
Und auch, wenn der Index in der Vorwoche wieder nahe an das obere Ende seines Anfang August etablierten Aufwärtstrendkanals gelaufen war und markttechnisch eher überkauft ist:
Dieser Trendkanal läuft ja sukzessiv nach oben, richtig heißgelaufen ist der Index auch noch nicht … und ein Rücksetzer wäre ja kein Beinbruch und erst Recht kein Hindernis, nicht doch bald die nächsten Rekorde zu verbuchen. Zuletzt funktionierte die 20-Tage-Linie perfekt als „Trampolin“. Dort drehte der Index am 19.11. nach oben, das indiziert, dass das bullische Lager die Lage weiterhin im Griff hat. Da geht also noch etwas nach oben. Grundsätzlich.

Expertenmeinung: „Grundsätzlich“ heißt aber nicht, dass es so laufen muss. Aufpassen sollte man auf der Long-Seite unbedingt, denn diese Rallye fußt auf der Hoffnung, dass Trumps geplantes Vorgehen wenigstens kurzfristig einen stark positiven Effekt auf die Unternehmensgewinne haben wird. Und Hoffnungen sind kein allzu solides Fundament für eine Hausse, denken wir nur an die Rallye der China-Indizes Ende September/Anfang Oktober, die sich mittlerweile deutlich relativiert hat.
Hinzu kommt, dass diese Rallye seit der Wahl vor knapp vier Wochen nur von wenigen Aktien im Index getragen wird. Es sind, neben Walmart und Walt Disney, nur die Finanztitel (Goldman Sachs, JP Morgan, American Express und Visa), die den Index wirklich ziehen. Und das impliziert ein gewisses Risiko, denn:
Hier hat man bereits den Effekt eingepreist, den man sich von der Rücknahme von Regulierungen im Finanzsektor erhofft. Um den Dow weiter zu ziehen, müssten die vielen anderen Aktien jetzt Dampf machen, die seit der US-Wahl kaum oder gar nicht gelaufen sind. Das wäre dann denkbar, wenn man sieht, dass das Wachstum noch stärker wird, der Arbeitsmarkt ruhig bleibt und die Inflation nicht allzu sehr steigt. Aber dazu müsste die neue US-Regierung erst einmal im Amt sein. Man müsste sehen, was sich dann wirklich in Bezug auf die avisierten, höheren Zölle für Importe tut. Man müsste sehen, dass die Gewinne der Unternehmen wirklich anziehen. Ein Gesamtbild dessen, was sich unter Trump verändert, wird man daher nicht vor März haben. Und bis dahin?
Bis dahin könnten auch diejenigen wieder aktiv werden, die zweifeln. Denn diese Rallye wurde ja von den Optimisten bestritten, die sich eher nicht gegen die Abgaben der Skeptiker durchsetzen mussten. Die dürften, weil sie ja sahen, dass der Index stark zulegt, abwarten, bis sie den Eindruck haben, auch zu wirklich guten Kursen verkaufen zu können. Und wenn die Bullen bis dahin ihr Pulver verschossen hätten, kann es dann eben auch mehr werden als ein kurzer Rücksetzer, der an der 20-Tage-Linie aufgefangen wird. Denn auch die Skeptiker würden erst Richtung Ende des ersten Quartals 2025 mit ersten Fakten konfrontiert. Will heißen:
Noch passt es in Sachen Stimmung und Charttechnik für das Bullen-Lager, aber sie können sich nicht darauf ausruhen. Sobald diese aktuell bei 43.850 Punkten verlaufende 20-Tage-Linie auf Schlusskursbasis fallen sollte, wäre das eine hochgezogene Augenbaue wert. Zwar würde mittelfristig erst etwas anbrennen, wenn das US-Index-Flaggschiff mit Closings unter 41.800 Punkten wieder in den mittelfristigen, im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanal hinein rutscht, den Sie im Chart auf Wochenbasis sehen. Aber aufpassen sollte man besser schon jetzt, denn bis dorthin auf der Long-Seite mitgeschleift zu werden, ist ja nicht gerade ein wünschenswertes Szenario.

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