Eurofins Scientific Aktie Prognose Eurofins im Dämmerzustand, doch wie lange noch?

Ein Blick hinter die Kulissen des Weltklasse-Labordienstleisters Eurofins. Könnte die Aktie eine echte Kursrakete werden?

Labordienstleistungen für die Welt

Eurofins gehört zu den weltweit führenden Labordienstleistern. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Dienstleistungen für Kunden in verschiedenen Branchen an, darunter Laboruntersuchungen, Qualitätssicherung und Beratungsdienstleistungen.

Zu den wichtigsten Dienstleistungen gehören die Lebensmittel- und Getränkeprüfung, pharmazeutische Prüfung, Umwelttests, klinische Diagnostik, Genomforschung, forensische Prüfungen sowie Prüf- und Zertifizierungsdienstleistungen für Verbraucherprodukte.

Eurofins führt beispielsweise Tests von Lebensmitteln und Getränken durch, um deren Sicherheit, Qualität und Einhaltung von regulatorischen Standards zu gewährleisten. Dazu gehören Tests auf Verunreinigungen, Allergene, Nährstoffgehalt und mehr.

Eine echte Erfolgsgeschichte

Das ist ein einträgliches Geschäft mit stetiger Nachfrage, denn viele Tests müssen periodisch wiederholt werden.

Eurofins ist es dadurch gelungen, den Umsatz binnen zehn Jahren von 1,23 auf 6,71 Mrd. Euro massiv zu steigern.

Das Wachstum ist zu einem bedeutenden Teil auch durch Zukäufe zustande gekommen, die Verschuldung hält sich jedoch in Grenzen.
Derzeit liegen die Nettoschulden beim 1,9-fachen des EBITDA.

Die Zahl der ausstehenden Aktien ist in dieser Zeit von 150 auf 193 Millionen Stück gestiegen, die Dividende wurde von 0,10 auf 1,00 Euro je Aktie deutlich erhöht.

Unter dem Strich kletterte das Ergebnis von 0,48 auf 3,17 Euro je Aktie. Die Expansionsstrategie war also ein voller Erfolg und dementsprechend entwickelte sich auch der Aktienkurs sehr erfreulich.

Das blenden wir einfach aus

Bis die Erfolgsserie vor einigen Monaten ein Ende fand. Durch das florierende Covid-Testgeschäft verdoppelte sich das Ergebnis 2020 und legte 2021 nochmal stark zu. Die Aktie ging daraufhin komplett durch die Decke.

Scheinbar wollte keiner sehen, dass die zusätzlichen Einnahmen im Testgeschäft nicht von Dauer sein werden.
Als das Testgeschäft langsam nachließ, sank der Gewinn 2022 um 22 % und in diesem Jahr dürfte das Ergebnis abermals um 16 % auf 2,65 Euro je Aktie sinken. Covid-Tests spielen keine Rolle mehr.

Um Eurofins bewerten zu können, sollte man das Covid-Geschäft einfach ausblenden. So wie wir alle wohl gerne diese Zeit ausblenden würden.
Dann wird ersichtlich, was wirklich vor sich geht.

Im Geschäftsjahr 2021 legte der Umsatz im Kerngeschäft um 12,3 % auf 5,29 Mrd. Euro zu. Ferner haben sich die Margen in diesem Bereich verbessert.

Im Geschäftsjahr 2022 konnte der Umsatz im Kerngeschäft um 5,8 % auf 5,60 Mrd. Euro gesteigert werden.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres setzte sich die positive Entwicklung fort. Der Umsatz im Kerngeschäft legte um 7,0 % zu.

All das wird durch das rückläufige Covid-Geschäft überlagert, wodurch Umsatz und Gewinn auf Konzernebene zurückgegangen sind.

Ausblick und Bewertung

Trotzdem notiert die Aktie heute wieder auf dem Niveau von Ende 2019, bevor der ganze Spuk begann.
Das ist ein erster Hinweis darauf, dass die Aktie unterbewertet sein könnte, schließlich ist das Kerngeschäft in dieser Zeit deutlich gewachsen.

Unterstellt man dieselbe Profitabilität wie 2019 und dass die damalige Bewertung fair war, ergäbe sich ein Kurspotenzial von etwa 25 %.
Dabei handelt es sich aber um eine eher theoretische Herangehensweise.

Sehr viel klarer wird die Sache, wenn man den Ausblick von Eurofins heranzieht. Das Unternehmen legte seit vielen Jahren langfristige Ziele vor und hat diese in der Vergangenheit stets übertroffen.
Um das zu prüfen wurden die Jahresberichte ab 2014 in Augenschein genommen.

Derzeit stellt man für 2027 einen Umsatz von etwa 10 Mrd. Euro („Approaching €10bn“), ein EBITDA von 2,4 Mrd. sowie einen FCFF von 1,5 Mrd. Euro in Aussicht.

Der FCFF steht für “Free Cash Flow to the Firm”, also den Cashflow den ein Unternehmen nach Abzug aller Ausgaben generiert, die für das langfristige Wachstum und die Aufrechterhaltung des Geschäfts notwendig sind.

Verdopplung bis 2027 oder schon früher?

Was bedeutet das? Eurofins erwartet, dass der FCFF im laufenden Geschäftsjahr bei 670-720 Mio. Euro liegen und sich dann bis 2027 auf 1,5 Mrd. Euro mehr als verdoppeln wird.
Daraus ergibt sich das Potenzial einer Kursverdopplung, ohne dass die Bewertung steigen müsste.

Doch die Bewertung ist derzeit ebenfalls auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Die größte Korrelation zwischen einer einzelnen Kennzahl und der Kursentwicklung ist beim P/OCF festzustellen.

In den fünf Jahren vor 2020 lag der P/OCF durchschnittlich bei 18,8. Aktuell liegt der P/OCF bei 10,2.
Sollte der operative Cashflow in den kommenden beiden Jahren wie erwartet um jeweils 14-15 % zulegen und sich die Bewertungslücke zumindest teilweise schließen, ergibt sich erhebliches Kurspotenzial.

Aus technischer Sicht würden sich über 60 Euro erste positive Signale ergeben. Gelingt ein Ausbruch, könnte das eine Erholung in Richtung 70-73 Euro einleiten.