Die Lage auf dem Ölmarkt ist weiter turbulent. Nach einem Kurssprung von fast 6 Prozent zu Beginn des Monats konnte der Preis für die Sorte WTI Crude Oil auf über 83 USD ansteigen. Seit Mitte April steckt der Ölpreis jedoch in einer Korrektur. Aktuell gibt es das schwarze Gold bis zu 11 Prozent günstiger. Bietet der Preisrutsch Anlegern eine Chance zum Einstieg, oder ist das eher ein Griff ins fallende Messer? Eine Antwort erhalten Sie anhand einer möglichen Trade-Idee in dieser Ölpreis-Analyse.
Rückblick: Ölpreis mit Kursrutsch
Zu Beginn des Monats überraschte die OPEC+ den Markt mit einer Förderkürzung. In Folge eröffnete der amerikanische Terminmarkt am Morgen des 03. Aprils mit einem Kurssprung von 5,8 Prozent. Nachdem die Kurslücke auf hohem Niveau auskonsolidiert wurde, ging es für den Ölpreis weiter aufwärts. Doch bei 83 USD war Endstation. Für mehr reichte die Kaufnachfrage nicht aus. Gewinnmitnahmen leiteten eine Kurskorrektur ein, die sich in dieser Handelswoche noch einmal beschleunigte.
Maßgeblich dazu beigetragen hat eine Verkaufswelle, die in dieser Woche ihren bisherigen Tiefpunkt hatte. Verkäufer haben den Preis für einen Ölkontrakt mit Laufzeit Juni 2023 (Kürzel: CLM3) in der Spitze auf 74,05 USD nach unten getrieben. Gerechnet vom letzten Verlaufshoch bei 83,52 USD ist das ein Preisabschlag von 9,47 USD oder -11,3 Prozent (vgl. Chart unten).

Jetzt fragt man sich…
Ist das nur eine technische Gegenreaktion auf den Kurssprung zu Beginn des Monats, oder kann der Ölpreis noch deutlich tiefer fallen?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, zoomen wir erst ein wenig heraus und schauen, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große fundamentale und technische Bild einfügt.
Überblick: Ölpreis korrigiert im Aufwärtstrend

Mit dem nötigen Überblick fällt es leichter die jüngste Kurskorrektur in die richtige Perspektive zu setzen. Wir betrachten dazu den Monatschart in der logarithmischen Darstellung. Was können wir daraus erkennen?
WTI Crude Oil hat seit dem Corona-Tief, bei dem der Preis am Terminmarkt sogar negativ war, einen bemerkenswerten Aufwärtstrend gezeigt. Dieser dynamische Trend hat mit einem Mehrjahreshoch von 130,50 USD seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Der Aufwärtstrend basiert auf einer Reihe von höheren Hochs und höheren Tiefs, die im Chart grün markiert sind.
Ein besonderes Merkmal des Aufwärtstrends ist jedoch die abnehmende Qualität. Das ist dann der Fall, wenn die neuen Verlaufstiefs sich mit den vorherigen Verlaufshochs überschneiden.
Ölpreis testet die technische Unterstützung
Der rasante Anstieg des Ölpreises seit 2020 hatte ein Ende, als er die Höchststände aus dem Jahr 2011 bei 115,00 USD erreichte. Dieses Preisniveau konnte bisher nicht nachhaltig, also mit einem Monatsschlusskurs darüber, überwunden werden. Die langen Kerzendochte zeigen einen charttechnischen Widerstand. Verkäufer nutzten die Gelegenheit und verkauften bei Preisen über 115,00 USD, was zu einer deutlichen Korrektur und einem Rückgang unter das vorherige Hoch bei 85,41 USD führte. Im Dezember gab es sogar ein neues Tief bei 70,11 USD.
Dieses Tief wurde im Zuge der US-Bankenkrise Mitte März unterschritten. Damit wurde ein weiteres technisches Korrekturziel im Bereich von 64 USD aktiviert und im Anschluss auch abgearbeitet. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist trotz der ausgedehnten Korrektur intakt und die technische Großwetterlage wird entsprechend als bullisch bewertet.
Ändern würde sich das bullische Szenario erst, wenn wir im Chart einen Schlusskurs auf Monatsbasis unter der Marke von 62,43 USD bekämen. Dann wäre der Aufwärtstrend in dieser Trendebene gebrochen. Bis dahin ist es aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten sinnvoller Kursschwäche zu kaufen, als Kursstärke zu verkaufen.
Jetzt stellt sich die Frage: Passt das technische Bild auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?
US-Rohöllagerbestände sind überraschend stark gefallen
Die US-amerikanischen Rohölbestände sind in der Woche zum 21. April 2023 um 5,054 Millionen Barrel gesunken. Dies ist der größte Rückgang seit einem Monat und liegt über der Markterwartung von einem Rückgang von 1,486 Millionen Barrel. Die fallenden Lagerbestände signalisieren, dass die Nachfrage nach WTI Crude Oil anzieht. Ein Blick auf den Terminmarkt bestätigt die steigende Nachfrage nach dem schwarzen Gold.
Ölnachfrage zur schnellen Lieferung liegt über dem Angebot
An der amerikanischen Terminbörse Comex verdeutlichen die aktuellen „Time-Spreads“ die anziehende Nachfrage.
Dazu sollte man wissen, dass Öl-Kontrakte an der Terminbörse mit unterschiedlichen Laufzeiten gehandelt werden. Aufgrund von Lagerkosten kommt es in der Regel zu einem Preisaufschlag (Contango) bei späteren Lieferterminen. Derzeit sind keine Preisaufschläge für eine spätere Lieferung vorhanden. Die Preise fallen deutlich ab. In diesem Fall befindet sich die Terminkurve, bei der die Preise aller Liefermonate abgebildet sind, in einer „Backwardation“ (vgl. linke Grafik unten).

Wenn Sie sich im Vergleich dazu die Terminkurve vom 24. März anschauen, dann sehen sie, dass sich die Preisaufschläge von Ende März in eine Verfügbarkeitsprämie verwandelt haben. Händler sind also für schnell lieferbares Öl bereit, einen deutlichen Aufschlag zu bezahlen.
Technisch ist die Großwetterlage bullisch. Fundamental trifft eine anziehende Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Entsprechend könnte man anhand eines Long-Trades auf einen steigenden Ölpreis setzten. Nur wie findet man das richtige Timing für den Einstieg? Antworten hierzu nun im Ausblick und Einblick.
Ausblick: Test der Kreuzunterstützung zum Einstieg nutzen?
Schauen wir uns im Tageschart (logarithmische Darstellung) an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen zuletzt auf den Ölpreis ausgewirkt haben. Was fällt auf?
Der Chart unten zeigt uns den angepassten Endloskontrakt im WTI Crude Oil. Sie sehen, dass der Ölpreis seit dem Verlaufshoch im Juni 2022 bei 115,90 USD in der Spitze um über 44 Prozent gefallen ist. Der Kursverlauf formte dabei einen Abwärtstrend. Elementarer Bestandteil des Abwärtstrends ist die Abfolge von tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs (vgl. rote Kreise im Chart unten).

Trendbruch ebnet den Weg für weitere Kursanstiege
Dieser übergeordnete Abwärtstrend wurde im Zuge des Kurssprungs und des darauffolgenden Kursanstiegs mit einem höheren Verlaufshoch gebrochen. Gleichzeitig hat der Ölpreis den monatelangen Abwärtstrendkanal impulsiv nach oben verlassen. Im Fahrwasser des Kursanstiegs auf das neue Verlaufshoch hat sich ein untergeordneter Aufwärtstrend etabliert (vgl. grüne Quadrate im Chart oben).
Ein Merkmal des untergeordneten Aufwärtstrends ist die zunehmende Dynamik. Das ist dann der Fall, wenn es in dynamischen Bewegungswellen sogar Kurslücken gibt und in der anschließenden Korrektur das vorangegangene Verlaufshoch deutlich über dem Korrekturtief liegt.
Wo liegen die nächsten Kursziele?
Solange der Ölpreis am amerikanischen Terminmarkt das letzte Verlaufstief bei 66,81 USD nicht nachhaltig unterschreitet, sind mittelfristig weitere Kursanstiege zu erwarten. Als erstes Kursziel ist die letzte Widerstandszone im Bereich von 80,00 bis 83,00 USD auszumachen. Ausgehend vom aktuellen Kurs von 74,44 USD, besteht ein Anstiegspotenzial von ca. 7 USD oder fast 10 Prozent.
Über 83,50 USD könnte der Ölpreis den Turbo zünden. Technisch gesehen wäre dann Luft bis 92,00 USD. In diesem bullischen Szenario besteht ein Anstiegspotenzial von über 23 Prozent.
Wo verliert das bullische Szenario seine Gültigkeit?
Erst wenn der Ölpreis unter das bisherige Jahrestief bei 64,35 USD fällt, löst sich das bullische Szenario in Luft auf. Mit einem Tagesschlusskurs unter dieser Kursmarke wechselt die übergeordnete Trendampel von gelb auf rot. Ein erster Hinweis wäre ein Tagesschlusskurs unter der Marke von 66,81 USD. Fällt der Kurs unter das Jahrestief, ist das nächste Kursziel die untere Begrenzung des Abwärtstrendkanals im Bereich von 58,00 USD. Bis dahin besteht ein Abwärtspotenzial von 16,20 USD oder 21,8 Prozent.
Bevor das passiert, müssen die Bären jedoch zunächst die Unterstützung im Bereich von 72,00 bis 74,00 USD durchbrechen. Bis dahin haben die Bullen, auch kurzfristig, das Ruder in der Hand.
Diese technischen Kaufsignale sollten Sie auf dem Radar haben
Für Trendtrader ist die Trendampel in einer kurzfristigen Trendebene auf grün und mittelfristig auf gelb gesprungen. Spekulative Anleger könnten frühzeitig den Einstieg in einen möglichen übergeordneten Aufwärtstrend wagen und somit auf eine weitere Kursrallye setzen.
Startpunkt dieser möglichen Ölpreisrallye könnte die Kreuzunterstützung im Bereich von 72,00 USD sein. Hier könnte ein Test der oberen Begrenzung des Abwärtstrendkanal und eine horizontale Unterstützung vermehrt Käufer in den Markt locken.
Zusätzlich befindet sich bei 71,67 USD ein wichtiges Korrekturziel in Form des 61,8er Fibonacci Retracements. Spätestens hier könnte dann die laufende Korrektur des Aufwärtstrends abgeschlossen sein.
Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 1,6 für einen Long-Einstieg in den Öl-Future
Ein möglicher Test der oben aufgezeigten technischen Unterstützungszone könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Long-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Aufwärtsbewegung im WTI Crude Oil profitieren (vgl. Chart unten).

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen.
Sollten Sie sich für einen Long-Trade entscheiden, können Sie bei 72,38 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 66,38 USD, also unter dem letzten Verlaufstief absichern. Damit berücksichtigen wir auch die aktuelle Volatilität im Öl-Future.
Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 82,00 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 1,60. Natürlich können Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen, die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Ein weiteres Kursziel wäre im Bereich von 92,00 USD.
Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 76,02 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.
Fazit der WTI Crude Oil-Analyse:
Die aktuelle Analyse des Öl-Futures zeigt: Der übergeordnete Abwärtstrend ist gebrochen. Untergeordnet hat sich bereits ein Aufwärtstrend etabliert. Die Chancen für eine weitere Kurserholung stehen entsprechend gut. Ab April genießt der Ölpreis saisonalen Rückenwind. Fundamental könnte eine steigende Nachfrage aus China tendenziell die Preise stützen. Kursrücksetzer könnten zum Long-Einstieg genutzt werden.
Falls der Ölpreis wieder steigt, könnten Sie von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro ca. 1,60 Euro zurückerhalten.
Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher sehr wichtig. Da der Ölpreis sich oft sehr schnell ändert, ist es ratsam die Positionsgröße entsprechend anzupassen.
Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte-Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den CL-Future (Symbol: CLM3), den kleineren QM-Future (Symbol: QMM3) oder den Mikro-Future (Symbol: MCLM3) mit Laufzeit Juni 2023 dafür einsetzen. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.
Alternativ könnten Sie auch in Öl Aktien investieren, um von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Öl Aktien.
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