EUR.USD Prognose Euro/US-Dollar: Es scheint, dass die Sache kippt

Aktuelle Entwicklung des EUR.USD

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Die Chance, dass sich der Euro zum US-Dollar nicht nur von unten in die seit 2015 geltende Handelsspanne rettet, sondern eine echte Aufwärtswende hinlegt, bröckelt zusehends. Und in der Tat spricht immer mehr für einen wieder stärkeren US-Dollar.

Es sind vor allem zwei Faktoren, die wegweisend dafür sind, ob eine Währung de facto und seitens der Spekulation gesucht ist oder nicht: Die Stärke der Wirtschaft im entsprechenden Währungsraum bzw. deren subjektive Wahrnehmung durch die Trader und die Höhe der über Anleihen erzielbaren Renditen.

Dass der Euro zwischen Anfang 2021 und Ende 2022 immer schwächer wurde, sprich gegen den US-Dollar an Boden verlor, lag genau daran. Denn zum einen sah man die Wirtschaftskraft der Eurozone und deren Perspektive als deutlich schwächer an als die der USA. Zum anderen stiegen die Leitzinsen und Anleihe-Renditen durch das entschlossener wirkende Handeln der US-Notenbank stark an und hielten die Eurozone-Renditen damit auf Abstand.

Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 05.02.2024, Kurs 1,0742 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monatschart vom 05.02.2024, Kurs 1,0742 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Dass der Euro dann bis Anfang 2023 von einem 20-Jahres-Tief zurück über die zuvor mehrere Jahre lang tragfähige und dann doch gebrochene Chartzone zwischen 1,0340 und 1,0636 US-Dollar pro Euro lief, war vor allem eine Gegenbewegung nach diesem massiven Abstieg, aber noch kein Ausdruck neuen Vertrauens in das Potenzial des Euro. Und so, wie sich die Entwicklung seither darstellt, wird da womöglich auch nicht mehr viel daraus, eher könnte die nächste Stärke-Phase des US-Dollars eingeläutet werden.

Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.

Expertenmeinung: Denn dass der Euro zwischen Ende Oktober und Ende Dezember überhaupt kräftig zulegen konnte, lag an der Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen früher zu senken beginnt und der Abstieg der Leitzinsen dabei schneller und weitreichender sein wird als bei der EZB, so dass der derzeitige, recht deutliche Zinsvorteil der US-Anleihen schwinden wird. Aber die zweite Säule, die wirtschaftliche Stärke, stand da nie zur Debatte.

Das US-Wachstum ist seit längerem immens viel stärker als das der Eurozone, die US-Politik wirkt entschlossener. Und nicht wenige dürften bereits jetzt vermuten, dass Donald Trump nicht nur Kandidat der Republikaner für die im November anstehende Präsidentschaftswahl wird, sondern die dann auch gewinnt und die Stärke der US-Wirtschaft mit der Brechstange noch intensivieren wird. Was heißt:

Die Chance des Euro, sich nicht nur über die Zone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar zu retten, sondern das obere Ende der langjährigen Handelsspanne bei 1,2556 US-Dollar anzusteuern, stand ohnehin immer nur auf einem Bein. Jetzt, mit dem Eindruck, dass auch die US-Notenbank mit Zinssenkungen nicht so leicht bei der Hand sein könnte, wie der Markt das im Vorfeld eingepreist hatte, kippt diese Stabilität des Euro. Umso mehr, nachdem die starken US-Arbeitsmarktdaten für Januar den Eindruck verstärken, dass die US-Notenbank das Thema Zinssenkungen mit viel Bedacht angehen wird.

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 05.02.2024, Kurs 1,0742 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Tageschart vom 05.02.2024, Kurs 1,0742 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Der Tageschart zeigt, dass der Euro/US-Dollar-Kurs am Freitag durch die 200-Tage-Linie gerutscht war und am Montag auf das Dezember-Verlaufstief bei 1,0723 US-Dollar aufgesetzt hat. In dieser Gesamtsituation würde es nicht überraschen, wenn das die Euro-Bären nicht aufhält und das Währungspaar relativ zügig die Supportzone 1,0483/1,0516 und damit letztlich auch die langfristig entscheidende Unterstützungszone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar testen wird … die dann zwar halten könnte, aber keineswegs muss!

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Vorherige Analysen von EUR.USD

Viele Trader am Devisenmarkt dürften die Entscheidungen der US-Notenbank und der EZB genau so, wie sie dann kamen, eher nicht erwartet haben. Dadurch könnte das Pendel bei der Euro/US-Dollar-Relation jetzt zu Gunsten des Euro ausschlagen. Was wäre jetzt möglich?

Zwei Faktoren sind auf fundamentaler Ebene entscheidend dafür, welche Währung eines Währungspaares die stärkere ist: das Zinsniveau bzw. dessen Perspektive und die Frage, welchen Währungsraum die Trader als den stärkeren ansehen. Und da hat sich jetzt etwas verändert.

Die wahrscheinlichste Variante für ein Resümee der Entscheidungen der US-Notenbank und der EZB war, dass beide sich vorsichtig in Richtung anstehender Leitzinssenkungen orientieren, ohne dabei allzu konkret und entschlossen aufzutreten. Doch es kam anders:

Die US-Notenbank brachte mit ihrer Leitzinsprojektion von 4,4 bis 4,9 Prozent für Ende 2024 sogar bis zu vier kleine Zinssenkungen ins Spiel. Zwar hatte der Markt die bereits eingepreist, aber nicht damit gerechnet, dass man bereits im Dezember so konkret werden würde.

Die EZB hingegen hatte das Thema Zinssenkungen gar nicht erst auf den Tisch gebracht. Im Gegenteil verwies EZB-Chefin Lagarde darauf, dass die Inflationsrate im laufenden Monat vermutlich erst einmal wieder ansteigen werde, die Risiken eines aufflammenden Teuerung nicht zu unterschätzen seien und man über Zinssenkungen gar nicht erst diskutiert habe. Vielmehr bleib es bei dem Hinweis, dass man die Inflation wohl in den Griff bekommen würde, sollte das aktuelle Leitzinsniveau lange genug aufrechterhalten werden. Das Ergebnis:

Expertenmeinung: Es besteht die Chance, dass der US-Leitzins auf den Level des EZB-Leitzinses sinkt, eventuell sogar darunter geht. Da die US-Anleihen Zinssenkungen ohnehin schon vorweggenommen hatten und die Renditen nach dieser US-Notenbankentscheidung noch weiter fielen, ist der Zinsvorteil der US-Anleihen jetzt erheblich geringer geworden. Das sorgt grundsätzlich für Druck auf den US-Dollar und stützt den Euro.

Dem entgegen steht zwar, dass die internationalen Investoren die USA weiterhin grundsätzlich als den stabileren und stärkeren Wirtschaftsraum ansehen. Aber das Fundament ist nicht mehr so solide wie früher. Der Haushaltsstreit, das anstehende Wahljahr, die massive Verschuldung, all das sägt am Thron der USA als ideale Destination für internationales Kapital.

Damit hätte der Euro jetzt seine Chance, zum US-Dollar Boden gutzumachen. Nachdem das Währungspaar bereits im Oktober am unteren Ende der seit Jahresanfang geltenden, nur einmal kurz nach oben durchbrochenen Handelspanne nach oben gedreht hatte, gelang als Reaktion auf die Notenbank-Entscheidungen am Mittwoch und Donnerstag ein dynamischer Anstieg zurück über die 200-Tage-Linie. Jetzt stünde die obere Begrenzungszone der Trading-Range bei 1,1033 zu 1,1096 US-Dollar an, darüber dann das Jahres-Verlaufshoch bei 1,1276 US-Dollar.

Euro/US-Dollar: Tageschart vom 14.12.2023, Kurs 1,0990 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Wie man das langfristig einordnen könnte, zeigt der Chart auf Monatsbasis. Hier sehen wir, dass die Aufwärtsbewegung seit dem Tief bei 0,9536 US-Dollar pro Euro als eine V-Formation mit der typischen, rechten „Plateau-Zone“ gesehen werden kann. Diese Plateau-Zone ist die derzeitige 2023er-Handelsspanne einschließlich des Jahres-Verlaufshochs. Gelänge es, diese nach oben zu verlassen, wäre die V-Trendwendeformation dadurch vollendet, das nächste Kursziel läge dann bei 1,1496 US-Dollar pro Euro. Diese beiden so unterschiedlichen Notenbank-Statements haben den Weg dafür freigegeben, jetzt müssten die Euro-Bullen nur noch umsetzen, was diese neue Konstellation ihnen offeriert.

Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 14.12.2023, Kurs 1,0990 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Grundsätzlich stehen US-Notenbank und EZB zwar vor vergleichbaren Herausforderungen. Aber momentan kommen von „Fed“ und EZB nicht dieselben Signale. Das kann den Euro weiter drücken … und da wäre sogar ein Kurs unter 1,00 US-Dollar pro Euro nicht unmöglich.

Zwei Faktoren sind für die Trends am Forex-Markt die wichtigsten. Zum einen, welche der beiden Währungsräume von den Investoren als der stärkere angesehen wird, der dadurch mehr Investitionskapital anzieht. Zum anderen, wie sich die Kapitalmarktzinsen und deren Perspektiven darstellen. Wo die höheren Zinsen zu bekommen sind, fließt grundsätzlich mehr internationales Kapital hin. Und da man in beiden Fällen, bei der Geldanlage ebenso wie bei der Investition, die entsprechende Währung haben muss, profitiert diese entsprechend.

Euro/US-Dollar: Monatschart vom 03.10.2023, Kurs 1,0475 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monatschart vom 03.10.2023, Kurs 1,0475 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Momentan sieht man den US-Dollar da klar vorne, das zeigt der Abstieg des Euro zum US-Dollar sehr deutlich. Aber wieso? Waren nicht in der Eurozone ebenso wie in den USA erste Erfolge bei der Inflationsbekämpfung zu sehen, hatten nicht beide Notenbanken den Leitzins bereits erheblich angehoben, so dass man unterstellen könnte, dass die Phase steigender Leitzinsen langsam ein Ende hat? Das schon, aber:

Expertenmeinung: Während man bei der EZB nach der letzten Sitzung andeutete, dass der jetzt erreichte Level von 4,5 Prozent zwar eine Zeitlang beibehalten werden müsse, aber womöglich ausreichen könnte, um die Inflation zurück in die Zielzone um zwei Prozent zu drücken, klang das bei der US-Notenbank anders. Dort hält man sich die Tür für mindestens eine weitere Zinserhöhung offen und hatte in den neuen Projektionen für Wachstum, Inflation und Leitzins für 2024 einen höheren Leizinslevel avisiert als im Zuge der vorherigen Prognose vom Juni. Hinzu kommt:

Die US-Konjunkturdaten deuten weiterhin zwei markante Probleme für die „Fed“ an. Zum einen scheint der US-Arbeitsmarkt weiter sehr eng zu sein, was am Dienstag durch den JOLTS-Report, der die Zahl der Stellenangebote abbildet und eine unerwartet hohe Zahl auswies, unterfüttert wurde. Zum anderen haben sich der US-Konsum und der US-Immobilienmarkt selbst durch die mittlerweile immens höheren Refinanzierungszinsen nicht beeindrucken lassen. Beides bietet einen Nährboden für weiter steigende Preise.

Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 03.10.2023, Kurs 1,0475 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 03.10.2023, Kurs 1,0475 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Damit entsteht ein Bild, das eindeutig für den Greenback spricht: In den USA liegen die Zinsen höher, könnten noch höher laufen … und zugleich ist die Wirtschaft stärker, was Investitionskapital anzieht. So gesehen ist es tatsächlich denkbar, dass die wichtige Unterstützungszone zwischen 1,0340 und 1,0522 US-Dollar pro Euro, die bereits erreicht ist, fällt und Euro/US-Dollar wieder an und unter diese Paritätsmarke von 1,00 US-Dollar pro Euro rutscht. Der Kurs müsste nicht nur aus dieser Zone nach oben herauslaufen, sondern auch noch das im Chart auf Wochenbasis zu sehende 2020er-Tief bei 1,0636 US-Dollar überwinden, um aus diesem Sog herauszukommen. Aber die Rahmenbedingungen sprechen derzeit eben nicht für, sondern gegen den Euro.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Euro hat diese Woche wohl ein richtungsweisendes Kaufsignal erhalten. Bereits in meinen letzten Marktberichten hatte ich eine mögliche Unterstützung im Bereich von 1,0750 bis 1,0800 analysiert. Hier haben die Bullen die Korrektur der letzten Wochen beendet und gleichzeitig auch eine nicht unwichtige Widerstandslinie nach oben durchbrochen. Der US-Dollar geriet jüngst durch Konsum-, Inflations- und Beschäftigungsdaten etwas unter Druck. Auch die Zinsen am langen Ende sind mittlerweile deutlich gefallen. Dies hilft natürlich im Gegenzug der europäischen Gemeinschaftswährung im direkten Vergleich.  



Expertenmeinung: Auch gegenüber dem Yen befindet sich der Euro im Höhenflug und kletterte jüngst auf ein 15-Jahres-Hoch. Gegenüber dem US-Dollar ist nun vor allem darauf zu achten, dass die Notierungen möglichst nicht mehr unter das letzte Korrekturtief bei 1,07655 fallen. Alles oberhalb dieser Ebene erscheint recht vielversprechend. Diese Woche stehen in den USA noch wichtige Daten wie der persönliche Konsum und auch der Kern PCE (Kernpreisindex der persönlichen Konsumausgaben) an – dies sind bevorzugte Inflationsindikatoren für die US-Notenbank. Aktuell sieht es recht bullisch aus für den Euro. Weitere Anstiege halte ich aus aktueller Sicht für sehr wahrscheinlich.

Aussicht: BULLISCH

EUR.USD Forex: Chart vom 31.08.2023, Kurs: 1.09173, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
EUR.USD Forex: Chart vom 31.08.2023, Kurs: 1.09173, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Der Euro hat in der Relation zum US-Dollar eine wichtige Kreuzunterstützung erreicht. Fällt sie, wäre ein weiterer Abstieg in die Region um 1,05 US-Dollar pro Euro recht wahrscheinlich. Und das könnte auch für den europäischen Aktienmarkt Folgen haben.

Die Hoffnung, dass sich die Eurozone konjunkturell doch als stärker erweist, als man das noch im Sommer 2022 erwartete, hat sich nicht bestätigt. Damit stehen vermutlich noch etwas weiter und länger steigende Zinsen in der Eurozone einer robuster wirkenden US-Wirtschaft gegenüber. Und da der absolute Renditelevel am US-Anleihemarkt dennoch höher ist und wohl auch bleiben wird, schwinden die Argumente, die in den vergangenen Monaten für den Euro sprachen. So, wie sich die Lage momentan darstellt, wäre der Euroraum weder für Investitionen von Unternehmen noch für Anleihekäufer attraktiver als die USA … und damit ließe sich auch keine höhere und/oder steigende Nachfrage nach dem Euro herleiten.

Das führte dazu, dass der Euro zum US-Dollar im Juli auf Höhe der 1.000-Tage-Linie (siehe der Chart auf Monatsbasis, dort dargestellt als 48-Monats-Linie) nach unten abdrehte und jetzt auf die wichtige Auffangzone 1,0340 zu 1,0636 US-Dollar zusteuert, die sich aus den Tiefs der Jahre 2015 bis 2020 zusammensetzt. Und ob diese Zone erreicht wird, könnte sich sehr kurzfristig herausstellen, denn jetzt steht es für das Währungspaar aus charttechnischer Sicht Spitz auf Knopf:

Expertenmeinung: Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass Euro/US-Dollar nach dem gescheiterten Ausbruchsversuch nach oben im Juli die Kreuzunterstützung um 1,0760/1,0800 US-Dollar erreicht hat, sie sich aus der 200-Tage-Linie und der unter die vorherigen beiden Zwischentiefs zu konstruierende Aufwärtstrendlinie zusammensetzt.

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Fällt der Eurokurs dort durch, wäre der Weg in Richtung der Tiefs vom Januar und März um 1,05 US-Dollar und damit in die vorgenannte, langfristig wichtige Zone 1,0340/1,0636 US-Dollar frei. Und das kann sich auch negativ auf die Eurozone-Aktienmärkte auswirken, denn:

Wenn man sich den Verlauf der Euro/US-Dollar-Relation über die vergangenen Monate ansieht, stechen markante Parallelen zum Verlauf von DAX oder Euro Stoxx 50 ins Auge. Und die sind auch nachvollziehbar.

Euro/US-Dollar: Monatschart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monatschart vom 28.08.2023, Kurs 1,0808 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Seit Ende September 2022 legte der zuvor dramatisch abverkaufte Euro zum US-Dollar in der Spitze um 18 Prozent zu. Zugleich begannen die Euro-Aktienmärkte ihre Outperformance gegenüber den US-Indizes, basierend auf einer massiven Übergewichtung der Eurozone durch US-Fonds. Damit erzielten diese großen Adressen nicht nur starke Kursgewinne, diese wurden, da der Euro aus Sicht der US-Investoren Währungsgewinne brachte, auch noch durch den Euro-Anstieg deutlich vergrößert. Was indiziert: Rutscht der Euro weiter ab, könnten mehr und mehr US-Akteure diese Gewinne sichern, sprich bei den Euro-Märkten aussteigen.

Nach den bereits wie ein Sieg über die Inflation wirkenden, jüngsten US-Verbraucherpreisen kam es zu einem starken Abwärtsruck des US-Dollars, die Euro/US-Dollar-Relation erreichte ein neues Jahreshoch. Das war nachvollziehbar … aber wie weit kann der Euro steigen?

Eine Jahresrate von nur noch 3,0 Prozent bei den US-Verbraucherpreisen, das wirkt, als wäre die Arbeit der US-Notenbank schon fast erledigt. Immerhin hatte die Teuerungsrate im letzten Herbst knapp über neun Prozent gelegen, zwei Prozent sind das Ziel … das sieht aus, als könne da nichts mehr schiefgehen. Dass man damit nicht auf dem Holzweg sein muss, aber könnte, dürfte derzeit kaum jemanden stören: Man feierte am Devisenmarkt die wachsende Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank angesichts solcher Daten den Leitzins wenn, dann nur noch einmal anhebt … und der nächste Schritt dann eine Senkung ist.

Da man in der Eurozone noch deutlich höhere Verbraucherpreis-Veränderungen sieht und sich die EZB-Verantwortlichen deutlich entschlossener geben, schließen viele Trader daraus, dass der Zinsvorteil der USA sich schnell verringern, womöglich sogar an die Eurozone übergehen könnte. Und je höher der Zins bzw. die Renditen am Anleihemarkt, desto mehr zieht ein Währungsraum internationales Kapital an, das, will man Aktien oder Anleihen erwerben, erst einmal in Euro umgetauscht werden muss. Sprich: Je höher der Zins, desto stärker die Währung. Zumindest aus dieser Warte heraus ist der Anstieg des Euro zum US-Dollar eine logische Sache und könnte weitergehen. Aber:

Expertenmeinung: Das Zinsniveau ist nur einer von zwei größeren Faktoren, die den Trend einer Währung bestimmen. Der andere ist das Vertrauen in den jeweiligen Wirtschaftsraum. Denn wenn internationales Kapital sieht, dass ein Währungsraum stark ist, die Konjunktur robust ist und das politische Umfeld für Wachstum und Stabilität steht, investiert man dort gerne in Produktionsstandorte. Und da darf man vermuten, dass die großen Investoren die USA weiterhin klar vorne sehen. Wie könnte sich das auf den Euro/US-Dollar-Kurs auswirken?

Dazu ist ein längerfristiges Chartbild hilfreich. Wir sehen im Chart auf Monatsbasis ab 2009, dass die Zone zwischen grob 1,19 und 1,2550 US-Dollar eine Art „Mittellinie“ des langfristigen Kursbildes darstellt. Um da durchzukommen, müsste sich bzgl. der Sicht des internationalen Kapitals auf die Eurozone einiges zum Positiven verändern. Kurzfristig ist das nicht zu erwarten, daher dürfte sich ein Anstieg des Euro wohl in dieser Region festfahren. Aber auch bis dorthin müsste es der Euro erst einmal schaffen, denn auch davor wird es bereits knifflig:

Der Wochenchart zeigt, dass der Euro/US-Dollar-Kurs bereits jetzt am unteren Ende einer Widerstandszone notiert, die sich aus zahlreichen Wendepunkten zwischen Sommer 2019 und Frühjahr 2022 ergibt und sich von 1,1168 bis 1,1704 US-Dollar erstreckt. Dass sich der Euro weiter in dieser Zone vorarbeitet wäre zwar denkbar, vor allem, falls die am 31.7. anstehenden, vorläufigen Inflationsdaten für die Eurozone weniger ermutigend ausfallen als die US-Daten der vergangenen Woche. Aber mit der jetzt unterstellten und bereits eingepreisten, leicht besseren Zinsperspektive der Eurozone alleine dürfte mehr vorerst nicht drin sein. Fazit: Ein wenig Luft nach oben hätte der Euro durchaus noch, aber dünner wird sie, nachdem der Euro ja bereits 18 Prozent seit dem Herbst-Tief zugelegt hat, schon jetzt.

Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 17.07.2023, Kurs: 1,1240 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Wochenchart vom 17.07.2023, Kurs: 1,1240 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS