Siemens Energy Aktie Prognose Siemens Energy: V-Formation vollendet … aber das Eisen bleibt heiß

News: Aktuelle Analyse der Siemens Energy Aktie

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Zur Siemens Energy Aktie

Mit +9,26 Prozent beendete Siemens Energy den Mittwoch als Tagessieger im DAX. „Schuld“ waren die vorläufigen Ergebnisse des Herbstquartals 2023, die ziemlich überzeugend daher kamen. Das hat charttechnisch viel bewegt, aber reicht das, um es als Wende anzusehen?

Die entscheidende Frage ist, wie man den Umstand wertet, dass die Lage eigentlich sehr gut wäre, wenn die problembehaftete spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa nicht zu Siemens Energy gehören würde. Die beiden massiven Selloffs des Vorjahres im Juni und Oktober basierten auf „bad news“ aus dieser Ecke.

Angenommen, die Investoren würden mehrheitlich den Eindruck gewinnen, dass in Sachen Gamesa so ziemlich alles bekannt und im Griff ist, was auf den Gewinn drückt, könnte die Aktie einiges an Boden gutmachen. Denn während man es bei Siemens Energy in den vergangenen Jahren schon fast gewohnt war, dass die anfänglich positiven Ziele aus allen möglichen Gründen doch nicht erreicht wurden, waren die Zahlen des vierten Kalenderquartals 2023, bei Siemens Energy das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/2024, überzeugend:

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Siemens Energy Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Der Umsatz lag 12,6 Prozent über dem des Vorjahresquartals, der um Sonderfaktoren bereinigte Nettogewinn erreichte 208 Millionen, im Vorjahreszeitraum stand da noch ein Minus von 282 Millionen zu Buche. Besonders wichtig aber war der Blick nach vorne in Form des Auftragseingangs: Der legte auf vergleichbarer Basis gegenüber dem Vorjahr um satte 23,9 Prozent zu. Das füllt das Auftragsbuch und gibt Rückhalt.

Da könnte man durchaus überlegen, das Thema Siemens Gamesa innerlich abzuhaken und optimistisch zu werden. Was indes nur dann von Erfolg gekrönt würde, wenn genug andere Akteure das ebenfalls tun. Und da man den anderen nicht in die Köpfe schauen kann, wäre man hier am besten aufgehoben, wenn man sich an den charttechnischen Vorgaben orientiert. Denn wenn dieser Klotz am Bein auf breiter Investorenebene verschwinden sollte, würden die jetzt anstehenden, charttechnischen Hürden auch sukzessiv abgearbeitet.

Wir sehen im Chart, dass die Aktie jetzt aus der für V-Wendeformationen typischen Seitwärtsspanne nach Ausbildung dieses „V“ deutlicher nach oben herausgelaufen ist. Das ist grundsätzlich bullisch. Was indes zur Vorsicht anhält, ist der Umstand, dass der Kurs an der nächstgelegenen Widerstandslinie in Form des Juni-Tiefs bei 13,77 Euro offenbar auf Abgaben traf. Die müssten die Käufer schnell überwinden, dann hätte man hier schon einmal ein Stück des Weges geschafft, das würde die Zuversicht im bullischen Lager stärken.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 24.01.2024, Kurs 13,565 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 24.01.2024, Kurs 13,565 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Die alleine deswegen noch zunehmen muss, weil es noch ein gutes Stück Weg wäre, um ein mittelfristig bullisches Signal zu generieren. Dazu muss Siemens Energy nicht nur über die derzeit bei 15,02 Euro wartende 200-Tage-Linie hinaus, sondern die breite und markante Widerstandszone 16,36 zu 17,77 Euro bezwingen. Was mit diesen ermutigenden Bilanzdaten machbar, aber dennoch ein steiniger Weg wäre, auf dem man jederzeit noch scheitern könnte.

Quellenangaben: Vorläufige Ergebnisse des 1. Geschäftsjahresquartals 2023/2024, 23.01.2024: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/investor-relations/veroeffentlichungen-ad-hoc.html

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Vorherige Analysen der Siemens Energy Aktie

Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Dass die Siemens Energy-Aktie den letzten Platz in der 2023er-Performance der DAX-Titel hält, ist nachvollziehbar. Immer wieder wurden hier Hoffnungen geschürt und doch wieder enttäuscht. Aber das kann ja nicht ewig so weitergehen … wird 2024 endlich ein gutes Jahr?

Wenn JPMorgan Recht behält, dann zumindest vorerst nicht. Die US-Großbank senkte am 9. Dezember das Kursziel für die Siemens-Tochter von 13,80 auf 9,90 Euro und packte die Aktie in die „stocks to avoid“-Liste, also auf die Liste derjenigen Aktien, die man tunlichst meiden sollte. Das ist ein klares Statement.

Ursprünglich sollte es endlich etwas werden mit dem Nettogewinn im am 30.9. beendeten Geschäftsjahr 2022/2023, aber dann rissen die Probleme bei der spanischen Windenergie-Tochter Siemens Gamesa die Bilanz ins Minus. Der im Rahmen der Vorlage des Bilanz des vierten Quartals Mitte November vorgelegte Ausblick hat daher etwas Gebetsmühlenartiges: Jetzt soll es eben im nächsten Jahr gut werden. Aber nicht gerade sehr gut, denn:

Siemens Energy erwartet einen Umsatzzuwachs zwischen drei und sieben Prozent nach +9,9 Prozent im Geschäftsjahr 2022/2023, eine Gewinnmarge zwischen -2 und +1 Prozent, die unter den bis dahin geltenden Analysten-Erwartungen von im Schnitt +3,1 Prozent daherkam und einen Gewinn nach Steuern von bis zu einer Milliarde Euro. „Bis zu“, also im Idealfall. Ob der wohl eintritt, dieser Idealfall?

Expertenmeinung: Wenigstens ist die finanzielle Seite vorerst gesichert, nachdem der Bund dem Unternehmen Bürgschaften in Milliardenhöhe zugesichert hat. Aber ob Siemens Energy wieder zügig in die Gewinnspur gelangt, hat damit nichts zu tun. Und dass das Unternehmen selbst bei der Gewinnmarge einen Bereich um die Nulllinie anpeilt, ist nicht gerade ein Argument, um sich zu sorgen, gerade die Einstiegschance schlechthin zu verpassen. Zumal das Senken ursprünglich positiver Ausblicke hier schon fast Gewohnheit wäre.

Wie es 2024 weiter geht, ist offen, das hängt davon ab, wie man die Probleme bei Siemens Gamesa löst, wie sich das Umfeld in Sachen Auftragseingang präsentiert und von vielem mehr. Da kann man in Ermangelung einer funktionierenden Glaskugel optimistisch oder pessimistisch sein … so, wie es die Analysten auch sind. Seit Mitte November sehen wir bei den Kurszielen eine Spanne zwischen 9,90 und 25,00 Euro. Da wäre also für jeden etwas dabei. Wie geht man mit so etwas um?

Mit größter Vorsicht. Seit die Aktie im Oktober ihren bislang letzten Crash sah, als einige dachten, dass die Bemühungen um Bundesbürgschaften heißen würden, dass Siemens Energy Pleite sei (was ein Irrtum war), hat sich der Kurs wieder auf den „Prä-Crash-Level“ erholt. Gezielt gedrückt wird die Aktie also zum Jahresultimo nicht. Daher ist es auch zumindest offen, ob einige große Investoren sich entschließen, dieses DAX-Schlusslicht als „zu billig“ einzustufen und zu Beginn des neuen Jahres zu kaufen.

Man könnte sich rein am Chart orientieren und dann einen hoch spekulativen Long-Trade erwägen, wenn die V-Formation, die sich aus Crash, Erholung und der laufenden Seitwärtsbewegung ergibt, mit Schlusskursen über 12,10 Euro vollendet wird. Aber mit einer derart wackligen Perspektive in Sachen Unternehmensgewinn wäre das nur etwas für risikofreudige Trader, die konsequente Stop Loss setzen und nichts, was man unbesorgt mit mittelfristigem Zeithorizont ins Depot legen könnte. Da sollte man sich besser an JP Morgans Einschätzung erinnern, die Siemens Energy als „stock to avoid“ einordnen.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 20.12.2023, Kurs 11,41 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die Aktie des deutschen Windturbinenherstellers befindet sich schon seit geraumer Zeit in der Krise. Jüngst gab es Nachrichten, wonach der Konzern Staatsgarantien in Höhe von 7.5 Milliarden EUR erhält, was dem Kurs der Siemens Energy-Aktie zumindest vorübergehend wieder etwas Auftrieb gab.

Nach wie vor haben wir es hier mit einem eklatanten und starken Abwärtstrend zu tun. Seit Mitte des Jahres scheint das Papier zum Abschuss frei, und immer mehr Anleger warfen in den letzten Monaten das berühmte Handtuch. An der Börse aktuell steht ein Abschlag seit Juni von immerhin mehr als 60% zu Buche und das obwohl die Aktie in den letzten Wochen um mehr als 50% zulegen konnte.  

Expertenmeinung: Es stellt sich die Frage, ob sich diese technische Erholung fortsetzen kann oder nicht? Vorerst bin ich etwas skeptisch, denn nach wie vor sehen wir weder ein höheres Tief noch ein höheres Hoch im Chart. Dies wäre zumindest die Grundvoraussetzung, um eine mögliche Bodenbildungsphase einzuleiten.

Von einem Trendwechsel sind wir also noch weit entfernt und solange sich die Kurse unter der fallenden 50-Tage-Linie befinden, hier in Blau eingezeichnet, sollten sich Anleger hüten, das fallende Messer greifen zu wollen. Vorerst heißt es also noch zuwarten, bis Großanleger beginnen, sich wieder nachhaltig zu platzieren.

Aussicht: BÄRISCH

Siemens Energy Aktie: Chart vom 13.11.2023, Kurs: 21.42 EUR Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 13.11.2023, Kurs: 21.42 EUR Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Bei Siemens Energy scheinen die Probleme kein Ende zu nehmen. Man verdient einfach kein Geld. Besteht noch Hoffnung?

Könnte besser laufen

Börsengänge sind statistisch gesehen ein schlechter Zeitpunkt für Investments. Siemens Energy ist keine Ausnahme.
Die erste Euphorie ist längst verflogen, die Aktie abgestürzt.

Heute könnte man die Aktie fast für die Hälfte des Ausgabepreises bekommen. Für Anleger ist es ein Debakel, so wie nahezu alle Börsengänge in Deutschland.

Doch ab einem gewissen Punkt muss man sich natürlich die Frage stellen, ob der Abverkauf nicht zu weit geht.
Das letzte markante Tief hat sich bei knapp über 10 Euro ausgebildet und anschließend kam es zu einer Kursverdopplung.

Das könnte durchaus wieder passieren, möglich ist schließlich alles. Selbst die Aktien von miserablen Unternehmen vollziehen von Zeit zu Zeit größere Rallyes.

Das passiert meistens dann, wenn es gerade mal wieder etwas besser läuft. Dann keimt bei den Anlegern Hoffnung auf und die Kurse steigen.
Sobald sich dann jedoch herausstellt, dass sich an den grundlegenden Problemen nichts geändert hat und die Verbesserung der Geschäftszahlen ein vorübergehendes Phänomen war, lösen sich die Kursgewinne zügig wieder in Luft auf.

Das ist bei Siemens Energy 2021 nach der Rallye geschehen und in diesem Jahr war es nicht anders.

Das erste Fazit:
Siemens Energy wird mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann eine Rallye vollziehen, vielleicht verdoppelt sich der Kurs sogar wieder.
Die Frage ist nur, von welchem Niveau.
Das eigentliche Problem ist aber, dass die Zeit gegen einen spielt – es sei denn, die Geschäftszahlen verbessern sich nachhaltig.

Nachhaltig steigende Kurse, die nicht wieder im nächsten Crash münden, sind nur dann möglich, wenn Umsatz, Gewinn und Cashflow auch nachhaltig steigen.

Bisher war das bei Siemens Energy aber nicht der Fall. Der Umsatz von Siemens Energy ist mindestens seit 2017 rückläufig. Das Ergebnis lag in dieser Zeit zwischen -1,61 Mrd. und +910 Mio. Euro, wobei das beste Jahr 2017 war.

Es geht also eher abwärts statt aufwärts. Kein Wunder, dass sich Siemens gerne von der Mehrheit an seiner ehemaligen Tochtergesellschaft getrennt hat und inzwischen nur 25,1 % der Anteile hält.

Ausblick und Bewertung

Daher habe ich mich seit dem Börsengang von Siemens Energy bereits vier Mal zur Aktie geäußert und das Votum war immer negativ.
Zuletzt noch bei einem Kurs von 23,16 Euro (Link).

Seitdem hat Siemens Energy die Prognose gekürzt und Quartalszahlen vorgelegt.

Wie man im Juli mitteilte, musste man aufgrund von „deutlich erhöhten Ausfallraten“ bei Windturbinen-Komponenten eine erweiterte technische Überprüfung der installierten Flotte einleiten.
Damals schätzte man, dass dadurch Kosten von „über 1 Milliarde Euro“ entstehen würden.

Das ist ein herber Schlag, vor allem für ein Unternehmen, das ohnehin Probleme mit der Profitabilität hat. Schließlich hat man seit dem Börsengang in keinem einzigen Jahr einen Gewinn erzielt.
Wie absurd das ist, darauf kommen wir später noch zu sprechen.

Daraufhin musste Siemens Energy die „Gewinnprognose zurücknehmen“. Man könnte es auch anders formulieren:
Statt einigen hundert Millionen Verlust, erwartete man plötzlich einen Milliardenverlust.

Ein Kuriosum

Das schließt sich nahtlos an das an, was wir in der letzten Analyse thematisiert hatten:

Und um dieser Devise treu zu bleiben, hat man die Prognose für das Umsatzwachstum 2023 von 3-7 % auf 10-12 % erhöht und gleichzeitig die Prognose für die Profitabilität gesenkt.

Siemens Energy geht nun davon aus, dass die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten aufgrund der schwachen Performance von Siemens Gamesa am unteren Ende der Prognosespanne liegen wird. Der Verlust nach Steuern könnte 100 Mio. Euro höher ausfallen als im Vorjahr („einen niedrigen dreistelligen Millionen-€-Betrag).

Damit ist die Story aber noch nicht zu Ende, denn Siemens Energy hat kürzlich neue Zahlen vorgelegt.
Die erwarteten Kosten für die Behebung der Qualitätsprobleme schätzt man inzwischen auf 1,6 Milliarden Euro.

Der Auftragseingang schoss im dritten Quartal um 54 % auf 14,9 Mrd. Euro in die Höhe, der Auftragsbestand summierte sich auf atemberaubende 109,0 Mrd. Euro.

Das Ergebnis lag jedoch bei minus 2,05 Mrd. Euro. Das bedeutet, dass man selbst ohne die Belastungen durch die Qualitätsprobleme nicht profitabel war.

Siemens Energy erinnert mich an einen uralten Witz, in dem ein Eiermann seine Eier günstiger verkauft als er selbst im Einkauf bezahlt hat.

Siemens Energy scheint dasselbe Geschäftsmodell zu haben. Vielleicht, aber nur vielleicht, wäre es besser, die Preise zu erhöhen und einen Gewinn zu erzielen.

Selbst 100 Mrd. Euro Auftragsbestand oder 100 Mrd. Euro Umsatz bringen einem überhaupt nichts, wenn man damit kein Geld verdient, ganz im Gegenteil.

Besteht noch Hoffnung?

Man hätte es kaum mehr erwartet, doch man findet auch einen ernstzunehmenden Lichtblick.

Im Gegensatz zu Siemens Gamesa, also dem Geschäft mit Windkraftanlagen, sind inzwischen alle anderen Unternehmensteile profitabel.

Die Sparte Gas Services erzielte im letzten Quartal einen Umsatz von 2,72 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 291 Mio. Euro.
Der Bereich Grid Technologies erzielte einen Umsatz von 1,82 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 154 Mio. Euro.
Das Segment Transformation of Industry erzielte einen Umsatz von 1,07 Mrd. Euro und ein Ergebnis von 65 Mio. Euro.

In allen drei Bereichen verzeichnet man Wachstum im zweistelligen Prozentbereich, die Margen haben sich verbessert und die Auftragsbücher sind prall gefüllt.

Die drei Sparten wären mehr als genug, um den derzeitigen Börsenwert von Siemens Energy zu rechtfertigen.
Doch die anhaltenden Probleme und Verluste von Gamesa zehren den gesamten Gewinn aller anderen Teilbereiche auf.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 26.09.2023, Kurs: 12,12 - Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 26.09.2023, Kurs: 12,12 – Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Fällt die Aktie jetzt unter 12 Euro, kommt es zu einem Verkaufssignal, dass einen erneuten Abverkauf in Richtung 10,75 Euro einleiten könnte.
Darunter trübt sich das Chartbild weiter ein.

Erste positive Signale würden sich über 13,25 und 13,50 Euro ergeben. Nennenswert aufhellen würde sich die Lage aber erst über 14,00 Euro.

Zeitweise hatte die Siemens Energy-Aktie am Montag gut fünf Prozent im Plus gelegen. Doch zum Handelsende stand ein Minus von 6,14 Prozent zu Buche. Auslöser der Achterbahnfahrt: die Quartalsbilanz nebst Korrektur der Gesamtjahresprognose. Was war passiert?

Einige Zahlen der am Montag vorgelegten Bilanz des dritten Geschäftsjahresquartals 2022/2023, das am 30.6. geendet hatte, lasen sich durchaus positiv. Der Umsatz hatte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 7,3 auf 7,5 Milliarden Euro zugelegt. Die Analysten hatten zwar im Schnitt mit 7,87 Milliarden gerechnet, aber immerhin war es ein Anstieg. Und der Auftragseingang stieg immens: In diesem abgelaufenen Quartal kamen für sagenhafte 14,89 Milliarden Euro neue Aufträge herein. Das sorgt für ein komfortabel dickes Auftragsbuch. Dass die Aktie dennoch kräftig fiel, lag an den anderen Zahlen dieser Bilanz.

Selbst um Sonderfaktoren bereinigt lag das operative Ergebnis nach -222 Millionen im Vorjahresquartal bei -2,05 Milliarden Euro. Netto, nach Steuern, war der Verlust mit -2,9 Milliarden noch größer. Und für das Gesamtjahr wurde die schon im Juni erstmals kassierte Prognose noch einmal finsterer. Nachdem man bislang einen Verlust von mindestens 0,8 Milliarden Euro im Betriebsergebnis avisiert hatte, sollen es jetzt etwa 4,5 Milliarden Euro werden. Da überrascht es, dass es überhaupt zeitweise einen Anstieg der Aktie gab, aber:

Expertenmeinung: Das war ein typischer Versuch, eine negative Nachricht durch Käufe „wegzukaufen“, indem man den Eindruck erweckt, dass man seitens der Anleger noch weit Schlimmeres erwartet hatte. So etwas funktioniert bisweilen sogar. Aber bei Siemens Energy funktionierte es nicht.

Und das, obgleich man hier durchaus mit einem „ja, aber“ kommen könnte. Denn in der Tat würde das Zahlenwerk erfreulich ausfallen, gäbe es die spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa nicht. Dort liegt die Basis aller Probleme … und stetig kommen neue negative Nachrichten von dort hinzu. Man könnte also sagen: „Ja, aber ohne Siemens Gamesa passt es doch!“ Schon. Aber das Problem-Kind ist nun einmal da und bleibt es auch. Das war denjenigen klar, die die Gelegenheit einer nach „bad news“ im Plus notierenden Aktie nutzten, um auszusteigen. Die Skeptiker setzten sich also am Ende des Tages durch … und das muss nicht, kann aber mit Blick auf das Chartbild Folgen haben.

Wir sehen, dass die Aktie dadurch mit dem Versuch scheiterte, die nach der Ende Juni kassierten Jahresprognose entstandene Seitwärtsspanne nach oben zu verlassen. Der Ausbruchsversuch nach oben wurde zum Bumerang, jetzt stehen das Crash-Tief vom Juni bei 13,77 Euro und die in den Sommer 2022 zurückreichende Unterstützungslinie bei 13,36 Euro im Fokus. Und auch, wenn letztlich offen ist, ob dieser Supportbereich halten wird: Hier die Hand aufzuhalten und darauf zu vertrauen, dass das Tief nahe ist, wäre verwegen. Immerhin wurde mit diesem Gesamtjahresausblick des Unternehmens deutlich, dass man definitiv nicht absehen kann, ob es mit den Hiobsbotschaften jetzt bereits vorbei ist oder nicht.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 07.08.2023, Kurs 14,60 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 07.08.2023, Kurs 14,60 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Quellenangaben:
Ergebnis des 3. Geschäftsjahresquartals 2022/2023, 7.8.2023:
https://assets.siemens-energy.com/siemens/assets/api/uuid:7b8b76b8-1081-4068-a6f9-a0373ca9d88b/2023-08-07-ergebnisveroffentlichung-q3-gj23-de.pdf?ste_sid=0c0e796b9411cff155896cc87b62abcb

Seit Siemens Energy 2020 vom Siemens-Konzern abgespalten und als eigenes Unternehmen an die Börse gebracht wurde, wartet man dort mit optimistischen Jahresprognosen auf. Am Ende stand aber bislang ein Minus unter dem Strich. Und auch diesmal kam etwas dazwischen

Ein Minus von 37,34 Prozent binnen eines Tages, so etwas sieht man wirklich nicht alle Tage. Dabei hatten offenbar diesmal viele fest daran geglaubt, dass es diesmal besser laufen würde. Zwar hatte das Unternehmen die Prognose für die operative Ergebnismarge im Zuge der Ergebnisse zum zweiten Geschäftsjahresquartal (Geschäftsjahresende wie bei Siemens immer am 30.9.) nach unten genommen, dafür aber die Prognose für das Umsatzwachstum angehoben. Nach Steuern werde zwar dennoch ein Verlust entstehen, der solle aber nur geringfügig über dem von 2021/2022 liegen, hieß es da Mitte Mai.

Doch das hielt die Käufer nicht ab, sie griffen einfach weiter zu, obwohl die Aktie sich bis dahin, vom Wendepunkt Mitte Oktober 2022 ausgerechnet, im Kurs schon mehr als verdoppelt hatte. Auch die Analysten ließen sich nicht beeindrucken und behielten den zuvor bereits hochgereckten Daumen oben. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt derzeit knapp über 27 Euro. Am Donnerstag war das noch in Reichweite. Am Freitag nicht mehr. Grund:

Wieder einmal ist die spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa schuld. Die restlichen Geschäftsbereiche von Siemens Energy würden nach Plan laufen, hieß es in der adhoc-Meldung, die am Donnerstagabend veröffentlicht wurde. Aber da die Qualität, der von Siemens Gamesa errichteten Windkraftanlagen Probleme macht, habe man entschieden, dass hier eine „erweiterte technische Überprüfung“ nötig sei. Was genau das ausmachen wird, will man im Zuge der regulären Quartalszahlen mitteilen, bis dahin zieht man die Gewinnprognose zurück. Dabei wurde in der Meldung zumindest eine Schätzung mitgeliefert: „Mögliche qualitätsbezogene Maßnahmen und die damit verbundenen Kosten werden derzeit noch bewertet und liegen voraussichtlich bei über 1 Milliarde Euro.“

Expertenmeinung: Die Frage ist: Ist das so gravierend, dass dieser Crash von über einem Drittel des Kurswertes gerechtfertigt ist? Die Antwort ist nicht unbedingt hilfreich: Kann man noch nicht sagen.

Und das birgt trotz des Umstands, dass der Kurs jetzt näher am 2022er Jahrestief als am 2023er-Hoch notiert, weiterhin Risiken. Zwar könnte man vermuten, dass das Durchschlagen einer wichtigen Supportlinie nach der anderen zu einer Lawine wurde, weil das eben eine Stop Loss-Order nach der anderen auslöste und die Abwärtsbewegung durch diese immer neu aufkommenden Verkaufsorders immer weiter ging. Zumal durch diese negative Überraschung und die Dynamik der Verkäufe wohl kaum viele auf Verdacht die Hand aufhalten wollten. Aber nur, wer sich völlig darüber im Klaren ist, dass die Aktie ohne weiteres noch deutlich weiter fallen könnte, sollte auch nur darüber nachdenken, hier einzusteigen. Denn was billig scheint, kann leicht noch viel billiger werden, wie eine alte Börsenregel sagt.

Siemens Energy Aktie: Tages-Chart vom 23.06.2023, Kurs: 14,65 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Tages-Chart vom 23.06.2023, Kurs: 14,65 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Quellenangaben: adhoc-Meldung: Siemens Energy zieht Gewinnprognose zurück, 22.06.2023
https://www.siemens-energy.com/de/de/unternehmen/investor-relations/veroeffentlichungen-ad-hoc.html#AdhocMitteilungen