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Tesla hatte ein desaströses Quartal. Doch CEO Musk verspricht erschwingliche Autos, Robotaxis und humanoide Roboter. Bringt das die Wende?
Die Probleme wollen nicht enden
Tesla hat derzeit mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen, daher sind die Kursverluste nicht ganz unbegründet.
Etliche Elektro-Startups sind inzwischen zu Konzernen herangewachsen, die jährlich hunderttausende E-Autos auf den Markt werfen und die Produktionskapazitäten ständig ausbauen.
Inzwischen ist man nicht mal mehr die Nummer 1 der Branche, denn seit Ende vergangenen Jahres ist BYD der weltweit größte Hersteller von Elektroautos.
Daran zeigt sich exemplarisch das Problem von Tesla. Die meisten Konkurrenten, allen voran BYD, wachsen mit erheblicher Geschwindigkeit und Tesla steht still.
Der einstige Marktführer verliert immer mehr Marktanteile.
BYD konnte den Umsatz im letzten Geschäftsjahr um 36% steigern, Tesla „nur“ um 18% (jeweils per Share).
Das wahre Problem von Tesla zeigt sich jedoch erst, wenn man sich die Details anschaut.
Dann erkennt man, dass der Umsatz von Tesla 5 Quartale in Folge nicht gestiegen ist. Auch im Schlussquartal kam es, im Gegensatz zu den Vorjahren, zu keiner Belebung.
Tesla senkt schon wieder die Preise
Die derzeitigen Absatzprobleme von Tesla sind nicht von der Hand zu weisen. Wäre das nicht der Fall, müsste man nicht massenweise Mitarbeiter entlassen und immer wieder die Preise senken.
Darauf sind wir bereits in der letzten Analyse eingegangen:
Tesla vor Massenentlassungen: Wachstumsgeschichte zu Ende?
Die Analyse ist nur wenige Tage alt, doch seitdem hat man die Preise nochmal gesenkt. Und es hat sich gezeigt, dass das Wachstum auch im ersten Quartal 2024 nicht zurückgekehrt ist.
Am 22. April gab man bekannt, dass man den Preis für das Model Y, Model X and Model S in den USA um 2.000 USD reduzieren wird.
Ähnliche Schritte hat man in China und Deutschland unternommen, darüber hinaus wurde der Preis für den „Full Self-Driver Assistant“ in den USA um 4.000 USD gesenkt.
Die Konkurrenz zog wenige Stunden später nach. Li Auto gab bekannt, dass man die Preise für diverse Modelle mit sofortiger Wirkung um 18.000 – 19.000 CNY senken wird, umgerechnet entspricht das etwa 2.550 USD.
Wie bereits in der letzten Analyse beschrieben, muss sich Tesla dringend neu erfinden. Mit der derzeitigen Produktpalette wird man auf unabsehbare Zeit nicht sonderlich viel Geld verdienen.
Selbst die glühendsten Anhänger von Elon Musk und Tesla werden zugeben müssen, dass das Unternehmen nie sonderlich viel mit den Autos verdient hat.
Im letzten Geschäftsjahr lag der freie Cashflow (der gemeldete Gewinn hat hier keinerlei Aussagekraft) bei 4,37 Mrd. USD und davon wurde nur etwas mehr als die Hälfte operativ erwirtschaftet, den Rest hat man durch CO2-Zertifikate verdient. Aktuell ist man nicht mehr profitabel, doch dazu später mehr.
Erschwingliche Autos – und zwar schon nächstes Jahr
Daher sollen neue, aufsehenerregende Produkte die Wende bringen. Firmenchef Musk nahm die Sache daher gestern selbst in die Hand, der Chef der Investor-Relations-Abteilung verlässt das Unternehmen.
Musk kündigte an, dass man bereits im kommenden Jahr günstigere Tesla-Modelle auf den Markt bringen wird („Affordable Tesla models to arrive in FY25“). Damit will man preislich endlich mit den chinesischen Anbietern mithalten können.
Ob bereits irgendwelche handfesten Schritte unternommen wurden, um das auch in der Realität umzusetzen, ist derzeit jedoch vollkommen unklar.
Die Entwicklung eines Autos benötigt Zeit und die Produktionslinien können nicht von heute auf morgen umgestellt werden.
Die Sache erinnert ein wenig an den Cybertruck, der 2019 vorgestellt wurde und ab 2021 geliefert werden sollte. Am Ende wurde es dann Dezember 2023.
Musk verspricht aber noch mehr und an der Börse glaubt man ihm scheinbar, denn als Reaktion auf die Ankündigungen, ist der Kurs nachbörslich um 10,2% auf 159,40 USD gestiegen.
Augen zu und durch
An den Quartalszahlen selbst kann es nicht gelegen haben, denn die waren schlichtweg miserabel. Der Gewinn lag mit 0,45 je Aktie unter den Erwartungen von 0,48 USD. Der Umsatz verfehlte mit 21,3 Mrd. die Analystenschätzungen von 22,2 Mrd. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht ist der Umsatz um 9% gesunken und hat das niedrigste Niveau seit dem zweiten Quartal 2022 erreicht.
Der gemeldete „Gewinn“ hat sich in etwa halbiert, der freie Cashflow ist sogar auf minus 2,53 Mrd. USD gesunken.
All das wird an der Börse ignoriert, denn Musk verspricht neben den günstigeren Modellen noch sehr viel mehr.
Tesla werde ein Robotaxi mit dem Namen „Cybercab“ auf den Markt bringen und am 8. August 2024 „enthüllen“.
Wie lief das bisher mit den „Enthüllungen“?
Eine genaue Timeline oder Details wurden nicht genannt. Die „Enthüllung“ dürfte aber demselben Muster folgen wie damals beim Cybertruck oder dem Roboter Optimus.
Die Enthüllung des Cybertrucks erfolgte, wie bereits angesprochen, 2019 und die Auslieferungen sollten zwei Jahre später beginnen. Am Ende waren es vier Jahre und bis heute beschränkt man sich mit dem Cybertruck, der die ganze LKW-Branche revolutionieren sollte, auf die USA.
Obendrein sind die Stückzahlen so gering, dass der Cybertruck wirtschaftlich keine Rolle spielt.
Optimus, der humanoide Roboter von Tesla, wurde 2021 angekündigt. Der erste öffentliche Auftritt („Enthüllung“) fand am 7. April 2022 statt. Zu diesem Zeitpunkt besaß man nicht mal einen funktionsfähigen Prototypen.
Der Firmenchef hofft, dass man Ende des Jahres dazu in der Lage sein wird, erste einfache Werkstests durchzuführen und den Roboter dann zu diesem Zweck ab Ende 2025 auch verkaufen kann.
Optimus ist also noch meilenweit davon entfernt, eine Haushalts- und Alltagshilfe zu werden, wie es dereinst mal angekündigt wurde.
(„The current status of Optimus is that Tesla is hopeful the robot will be able to do simple factory tests by the end of the year, and that includes useful tasks. […]Tesla may be able to sell it by the end of next year.“)
Ein konkretes Datum für die Markteinführung einer voll funktionsfähigen Version von Optimus hat Tesla bis heute nicht genannt. In einigen Interviews sprach Musk vom Zeitraum zwischen 2027 und 2030.
Bevor das Robotergeschäft also einen nennenswerten Beitrag zum Konzernumsatz beiträgt, dürfte noch mindestens ein halbes Jahrzehnt ins Land gehen
Ist der Zeitraum zwischen Ankündigung und Marktgang beim Cybercab oder den günstigen Modellen ebenso lang wie in den vorherigen Fällen, sollten die Aktionäre von Tesla besser einen langen Atem mitbringen.
Tesla notiert vorbörslich 10,2% im Plus bei 159,40 USD. Sollte der Kurssprung im regulären Handel bestätigt werden, könnte das eine Erholung in Richtung 164 USD einleiten. Darüber wäre sogar der Weg in Richtung 180 oder 200-205 USD frei.
In Anbetracht der enormen Volatilität von Tesla wäre das nicht überraschend. Die Bullen sollten sich jedoch nicht zu früh freuen. Aus charttechnischer Sicht wäre der übergeordnete Abwärtstrend selbst im Falle eines Anstiegs bis 200 USD noch intakt.
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