EURO STOXX 50 Prognose Euro Stoxx 50: Bleibt es bei einer harmlosen Konsolidierung?

News: Aktuelle Analyse des EURO STOXX 50 Index

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EURO STOXX 50
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Bislang ist das, was wir beim Euro Stoxx 50 sehen, eine normale Konsolidierung nach einem Hausse-Schub, vergleichbar mit der des Januars. Allerdings kann daraus durchaus mehr werden. Und Argumente für die Bären, jetzt nachzulegen, gäbe es reichlich, auch im Chartbild.

Anfang April blieb der europäische Leitindex an der oberen Begrenzung des Ende Oktober etablierten Aufwärtstrendkanals hängen und drehte erst einmal ab. Da der Index markttechnisch satt überkauft war, kam das nicht wirklich überraschend. Und bislang hat man nicht den Eindruck, dass das bärische Lager hier aggressiv attackiert. Vielmehr wirkt das wie eine Mischung aus Käufer-Zurückhaltung und Gewinnmitnahmen, was wir da sehen.

Harmlos also, zumal meist in Schwäche hinein Käufe auftreten, wenngleich die noch nicht imstande sind, den Euro Stoxx 50 nach oben zu drehen. Das könnte aber anders werden, wenn er den Support in Form der bei aktuell 4.780 Punkten verlaufenden, zügig steigenden unteren Begrenzung des Trendkanals erreicht, zumal er dann auch markttechnisch „auskorrigiert“ wäre.

Kein Grund zur Vorsicht oder gar zu Sorge für die Bullen also. Zumindest, wenn man sich bei der Chartanalyse auf das kurzfristige Bild reduziert und die Rahmenbedingungen einfach außen vor lässt. Beachtet man indes beides, wird man sehr schnell äußerst vorsichtig, denn dann wirkt das alles keineswegs mehr harmlos. Sehen wir hin:

Den aktuellen Kurs und Chart des EURO STOXX 50 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Die obere Begrenzungslinie des Aufwärtstrendkanals vom letzten Herbst ist nicht die einzige, an welcher der Euro Stoxx 50 jetzt abgedreht hatte. Dasselbe gilt für die obere Linie eines im Herbst 2022 entstandenen Trendkanals. Und viel Luft zu der oberen Linie des im März 2020 etablierten Trendkanals war da auch nicht mehr, die lag, als der Index Anfang April die Konsolidierung begann, nur noch etwa dreieinhalb Prozent entfernt. Alleine das wäre eine Motivation, um es auch mal auf der Short-Seite zu versuchen. Vor allem, weil auch die Markttechnik dazu einlädt, denn auf Wochenbasis war der RSI-Indikator des Index, wie wir im entsprechenden Chart sehen, zu Beginn letzter Woche so überkauft wie seit Ende 1999 nicht mehr.

Euro Stoxx 50: Wochen-Chart vom 11.04.2024, Kurs 4.966,68 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Wochenchart vom 11.04.2024, Kurs 4.966,68 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Was die Rahmenbedingungen angeht, könnte man ebenfalls den Gedanken hegen, dass im Euro Stoxx 50 eine Menge Luft wäre, die jederzeit entweichen könnte. Immerhin ist nach der gestrigen EZB-Sitzung nicht einmal sicher, dass es im Juni zu einem ersten Zinsschritt nach unten kommen wird, nachdem die Rallye Ende Oktober 2023 in der scheinbar sicheren Gewissheit losgetreten wurde, die Zinsen würden bereits ab März und dann schnell und weit sinken. Hinzu kommt, dass zwei, drei Senkungen um 0,25 Prozent das jetzt teure Geld natürlich nicht „billig“ machen würden. Wer zuletzt dem Goldfieber der Rallye erlegen ist, mag das nicht erkennen. Das bärische Lager ist sich dessen aber zweifellos bewusst.

Trotzdem halten sich die Verkäufer und die aktiv auf fallende Kurse setzenden Bären offenbar ja auffallend zurück, bislang zumindest. Ist das ein Beweis dafür, dass das auch so bleibt, weil die Zahl der aktiv dagegen haltenden Skeptiker viel zu klein ist, um neue Rallye-Hochs, z.B. in Form eines Anlaufs an die obere Begrenzung des 2020er-Trendkanals, zu verhindern?

Nein. Das kann so laufen, aber darauf kann man sich grundsätzlich nie verlassen, daher ist jetzt auf der Long-Seite Vorsicht angezeigt, zumal der uralte Spruch schon seine Berechtigung hat: Die Stimmung ist am Hochpunkt bekanntlich am besten. Will heißen: Wenn das Hoch erreicht ist, merkt man das nicht. Klar wird das immer erst im Nachhinein, wenn aus einer Konsolidierung eine Korrektur und aus der wiederum eine Abwärtswende geworden ist, weil die Verkäufe wider Erwarten nicht aufhören und die Käufer, ebenso wider Erwarten, nicht zurückkommen. Und sie wissen ja, an der Börse gilt: Unverhofft kommt oft.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 11.04.2024, Kurs 4.966,68 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 11.04.2024, Kurs 4.966,68 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

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Vorherige Analysen des EURO STOXX 50 Index

Während viele Indizes aktuell im „uncharted territory“ unterwegs sind, hätten die Bullen beim Euro Stoxx 50 noch Ziele. Konkret das in 2000 erreichte Rekordhoch bei 5.464,43 Punkten. Was indes noch ein gutes Stück entfernt ist. Und da wäre noch eine Linie, die bremsen könnte.

Sieht man sich den europäischen Leitindex im langfristigen Chartbild auf Monatsbasis an, ist die Dynamik, mit der er den Widerstandsbereich der Jahreshochs 2007, 2008, 2021 und 2023 nach oben verlassen hat, beeindruckend. Dabei ist er zwar markttechnisch sogar auf Monatsbasis nahe am überkauften Level, was außerordentlich selten vorkommt.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 21.03.2024, Kurs 5.053,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 21.03.2024, Kurs 5.053,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Aber solange der Schwung, d.h. das Momentum, stark bleibt, muss ihn das nicht stoppen. Und immerhin: Das bisherige Allzeithoch lag am Donnerstag noch acht Prozent entfernt. Eine Distanz, die zwar einerseits ziemlich groß ist, die andererseits aber auch verlockend ist.

Dass die Bullen nicht einmal mehr auf dünnem Eis unterwegs sind, sondern eher versuchen, über Wasser zu laufen, ist zwar nüchtern denkenden Investoren völlig klar. Aber solange es denen, die derzeit weiter kaufen, eben nicht klar ist, spielt die Realität nur die zweite Geige. Die Frage ist aber, was diejenigen tun werden, die sich völlig darüber im Klaren sind, dass sich diese Schere zwischen Rahmenbedingungen und Hausse irgendwann eben doch schließen wird. Und die könnten eine kleine Linie im Auge haben, die der Euro Stoxx 50 durch sein neues Jahreshoch gestern mal wieder touchiert, aber noch nicht überwunden hat.

Expertenmeinung: Es geht um die obere Begrenzung des im Herbst etablierten Aufwärtstrendkanals, an welcher sich der Index bereits seit Anfang des Monats entlang hangelt. Bisher hat der Kaufdruck also immer nachgelassen, wenn diese Linie erreicht wurde. Was mit dem neuen Jahreshoch erneut so ist. Aber muss das überhaupt ein Problem sein? Immerhin ginge es ja auch innerhalb des Trendkanals sukzessiv höher, nur nicht so rasant.

Grundsätzlich ist das richtig. Und das dürfte mit ein Grund sein, wieso an dieser Linie zwar die Käufe nachlassen, die Verkäufer sich aber trotzdem bedeckt halten. Aber auch, wenn sich markttechnische Indikationen bei ausreichend hohem Momentum des Kurses durchaus lange in Extremzonen aufhalten können, dürfte den meisten Marktteilnehmer doch nicht entgangen sein, wie lange der RSI-Indikator beim Euro Stoxx 50 bereits um die 70 Prozent-Linie, die Grenze zum Überhitzungsbereich, herum pendelt. Selbst ohne dass die dieser Hausse nicht entsprechende Realität die Trader auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wäre also eine Korrektur jederzeit möglich. Und was wäre, wenn der Index überschießt, also aus diesem Kanal nach oben ausbricht?

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 21.03.2024, Kurs 5.053,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 21.03.2024, Kurs 5.053,36 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Es ist fraglich, ob man damit einer Korrektur effektiv entkommen würde. Es wäre durchaus drin, dass das dazu führen würde, dass die Gewinnmitnahmen, die bislang ausblieben, gerade wegen eines so extremen Kursverhaltens wie dem eines „Overshootings“ einsetzen würden. Und das wissen nicht nur die potenziellen Verkäufer, das dürfte auch den erfahreneren Bullen klar sein. Achten Sie daher darauf, wie sich der Euro Stoxx 50 an dieser Linie weiter verhält. Sollte er stärker zurücksetzen, indem er die momentan bei gut 4.950 Punkten verlaufende und schnell steigende 20-Tage-Linie unterbietet, könnte es das Signal sein, auch einmal die untere Begrenzung des Trendkanals einem Test zu unterziehen.

Im Gegensatz zum DAX haben die Bullen beim Euro Stoxx 50 noch ein großes Ziel vor Augen: Das alte, im Jahr 2000 bei 5.464 Punkten markierte Rekordhoch. Erst die „magische“ 5.000, dann das Allzeithoch, so könnte der Plan laufen. Aber schaut man da auch mal nach unten?

Der Euro Stoxx 50 wird üblicherweise als Kursindex veröffentlicht, der Dividenden nicht wie Kursgewinne rechnet, d.h. für seine Berechnung zählen nur die reinen Kursveränderungen der Aktien. Das bremst im Vergleich zum DAX, der in der Regel als Performanceindex zu sehen ist und bei dem die Dividenden umso mehr „pushen“, je länger der Berechnungszeitraum ist. Aber auch der DAX Kursindex hat zuletzt sein altes Rekordhoch überboten, das zudem nur auf das Jahr 2021 zurückgeht. Da wäre also im langfristigen Vergleich noch einiges aufzuholen. Und das bullische Lager hat sich auf den Weg gemacht, das zu „erledigen“.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 04.03.2024, Kurs 4911,47 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 04.03.2024, Kurs 4911,47 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Wir sehen im langfristigen Chart auf Monatsbasis, dass jetzt ein immens wichtiger Schritt getan wurde. Per Ende Januar gelang es bereits, eine Monatskerze über der oberen Begrenzung des 2009 etablierten Aufwärtstrendkanals zu beenden. Damit lag sie auch über den Hochs des Jahres 2007, der einzigen, nennenswerten Charthürde vor diesem alten Hoch bei 5.464 Zählern aus dem Frühjahr 2000. Mit dem dynamischen Zugewinn des Februars wurde Ende Januar dieser noch knappe Ausbruch bestätigt. Und noch ist der europäische Leitindex auf Monatsbasis nicht markttechnisch überkauft. Allerdings …  

Expertenmeinung: … wäre ein RSI in der überkauften Zone auf Monatsbasis auch eine Seltenheit, wie Sie im Chart sehen. Und auf Wochen- und Tagesbasis ist der Euro Stoxx 50 markttechnisch längst heiß gelaufen. Eine Korrektur wäre da jederzeit möglich, zumal die Rahmenbedingungen mit der Perspektive eines höchst mageren Wachstums in der Eurozone nicht ideal sind. Gut möglich, dass das bullische Lager auch auf die EZB hofft, nur:

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 04.03.2024, Kurs 4911,47 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 04.03.2024, Kurs 4911,47 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Ob man sich da viel ausrechnen kann, ist fraglich. Momentan rechnet man dies- wie jenseits des Atlantiks nur mit drei kleinen Senkungs-Schritten, das wäre in Relation zum vorherigen Anstieg bei weitem zu wenig, um stagnierendes Wachstum in dynamisches zu verwandeln.

Fazit: Charttechnisch ist der Euro Stoxx 50 äußerst bullisch, auf langfristiger ebenso wie auf kurzfristiger Ebene, auf der er noch im März imstande wäre, die runde 5.000er-Marke innerhalb des Oktober-Aufwärtstrendkanals zu erreichen. Markttechnisch ist er an der Grenze, erheblich heiß zu laufen. Und das fundamentale Umfeld passt ganz und gar nicht.

Aber Letzteres lässt sich leicht ausblenden, zumal Daytrader und Handelsprogramme vermutlich so lange weiter kaufen werden, bis ihnen a) das Geld ausgeht und/oder b) die Markttechnik auch noch auf Monatsebene überkauft wäre, wie das zuletzt im Frühjahr 2015 vor dem damaligen Abstieg der Fall war.

Erinnert man sich, dass man 2015 im Vorfeld der Abwärtswende massiv auf die Wirkung von intensivierten Anleihekäufen der EZB als Motor für ein wieder anspringendes Wachstum wettete und die Bullen dann erkannten, dass daraus nichts wird, erinnert das schon an die heutige Situation, in der man von der EZB schon wieder Wunder erwartet.

So gesehen ist es schon beinahe zwingend, nicht nur in Richtung der 5.000 und dem danach lockenden, alten Rekordhoch zu schauen, sondern regelmäßig zu prüfen, ob der Boden, auf dem man bergan steigt, noch stabil ist. Was konkret hieße: Ohne konsequente Stoppkurse wäre jede Long-Position hoch riskant. Und spätestens dann, wenn der Index die jetzt als Kreuzunterstützung fungierende Zone 4.415/4.573 unterbieten sollte, wird klar, dass da kein Boden mehr ist, sondern Treibsand.

Eine zu hohe US-Inflationsrate drückte am Dienstag nicht nur die Wall Street, auch der Euro Stoxx 50 ging in die Knie. Man hätte denken mögen, dass die Bullen daraufhin erst einmal in Deckung gehen würden. Taten sie aber nicht. Kann sie jetzt nichts mehr bremsen?

Das Minus des Dienstags wurde jetzt aus charttechnischer Sicht zu einem kurzen Ausrutscher, der die Bullen aber nicht zu Fall brachte. Per Donnerstagabend fehlten nur drei Punkte bis zum am Montag erreichten 23-Jahres-Hoch des Index. Obwohl die bei vielen fest verankerte Erwartung nicht eintritt, dass die Zinssenkungen im März beginnen, bereits 2024 zahlreich und weitreichend sein werden und das sofort das Wachstum befeuern wird, das die Eurozone derzeit nicht hat, wird also weiter gekauft. Eine alte Börsenregel besagt: Wenn die Kurse selbst bei negativen Nachrichten nicht sinken, steigen sie weiter. Ist das so?

Unter der Voraussetzung, dass es keine anderen Gründe dafür gibt, dass man diesen stärksten Rücksetzer seit vier Wochen im Euro Stoxx 50 so schnell ausbügelte: grundsätzlich ja. Wenngleich man das nur für die kurzfristige Ebene sagen kann. Denn wenn das grundsätzlich bärische Umfeld nicht schnell ins Positive verkehrt wird und der Hausse damit die aktuell fehlende Basis nachreicht, gilt eher eine andere Regel: „what goes up must come down“. Zumal es vielen Anlegern nicht entgangen sein dürfte, dass einige Unternehmen im Euro Stoxx 50 zwar starke Bilanzdaten ablieferten, andere aber für 2024 ziemlich zurückhaltend bis pessimistisch sind. Und viele Daten, beispielsweise von den meisten Autobauern, stehen noch aus.

Was die Sache hier und heute aber spannend macht ist: Es könnte durchaus einen anderen Grund dafür geben, dass der europäische Leitindex wie ein Springteufel wieder nach oben geschnellt ist. Und zwar die heute anstehende Abrechnung der Optionen auf Indizes und Einzelaktien mit Februar-Laufzeit an der Terminbörse.

Expertenmeinung: Dass man am Terminmarkt versucht, die Abrechnung der Optionen an einem Extrempunkt der Handelsspanne zu erreichen, ist normal. Dass das angesichts dieses Chartbilds die Oberseite ist, ist logisch. Und dass das scheinbar widerstandslos gelingt, obwohl die Rahmenbedingungen den Bullen ein ums andere Mal aufs Dach klopfen, ist grundsätzlich ein Indiz dafür, dass noch Luft nach oben wäre. Zumal das nach dem „Overshooting“ über den langfristigen Aufwärtstrendkanal und dem Break über die Widerstandszone des Jahres 2007 (siehe der Chart auf Monatsbasis) auch charttechnisch unterfüttert wäre. Die Frage ist nur: wie viel Luft?

Euro Stoxx 55: Monatschart vom 15.02.2024, Kurs 4.743,17 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 55: Monatschart vom 15.02.2024, Kurs 4.743,17 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Für die relativ vielen Anleger, denen es an Erfahrung und Fachkenntnis mangelt, wirkt diese sofortige Rückkehr der Käufe natürlich, als könne nichts und niemand dieser Hausse etwas anhaben. Wer weiß, dass diese Gruppe derzeit, hier ebenso wie in den USA, das Gros des zufließenden Kapitals stellt (so melden es zumindest US-Investmentbanken), würde zwar erkennen, dass man hier gerade auf einer Leiter ohne Sprossen nach oben klettert, dürfte aber ausgerechnet vor einer solchen Terminmarkt-Abrechnung keine Verkäufe durchführen. Erfahrene Trader und große Adressen würden jetzt erst einmal warten, bis der Schwung dieser Bewegung dahin ist. Dann allerdings …

… könnte sich herausstellen, dass die Bullen ganz und gar nicht unverwundbar sind, wie es am Donnerstagabend wirkte. Hier dagegen zu halten wäre bislang zwar nur etwas für erfahrene Trader, die wissen, wie man antizyklisch agiert, ohne unter die Räder zu kommen. Aber bestehende Long-Positionen konsequent mit Stoppkursen, idealerweise mit Stop Loss-Verkaufsorders als „automatische Reißleine“, abzusichern, wäre unbedingt zu empfehlen. Die könnte man, je nach Risikolevel der Position, unter das Dezember-Hoch bei 4.593 Punkten oder unter der Supportzone 4.396/4.420 Punkte ansiedeln.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 15.02.2024, Kurs 4.743,17 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 15.02.2024, Kurs 4.743,17 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Was steigt, fällt auch wieder, sagt eine Börsenweisheit. Aber bislang nimmt sich der Euro Stoxx 50 davon aus. Und das, obwohl es auf den ersten Blick eine ganze Reihe an Argumenten gäbe, warum er da, wo er jetzt steht, nicht hingehört. Wie ist das möglich … und bleibt das so?

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 trotzt bislang verblüffend stur der Schwerkraft. Die alleine deswegen zu ihrem Recht kommen müsste, weil doch die Super-Rallye, die Ende Oktober losgetreten wurde, darauf basierte, dass a) die Inflation keine Gefahr mehr darstellen würde, b) die EZB daraufhin ab März die Leitzinsen senken wird und dies c) das Wachstum umgehend massiv befeuern wird.

Nichts davon hat sich jetzt bestätigt. Doch der Index steigt unverdrossen weiter. Weil alle an den Risiken vorbeisehen, sprich von Gier getrieben und mit blickdichten Scheuklappen einen Trend ausreizen, der auf Treibsand steht? Das mag auf einen Teil des bullischen Lagers in der Tat zutreffen und bedeutet ein mit jedem Prozentpunkt Anstieg wachsendes Risiko. Aber so völlig ohne Grundlage ist die Sache dennoch nicht, Argumente finden sich in der Charttechnik, aber auch auf fundamentaler Ebene.

Expertenmeinung: Mit dem Ausbruch über das Dezember-Verlaufshoch in der Vorwoche ist etwas gelungen, was viele für unwahrscheinlich hielten und ein immens starkes, charttechnisches Signal ist:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 06.02.2024, Kurs 4.690,87 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 06.02.2024, Kurs 4.690,87 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Der Euro Stoxx 50 ist über die obere Begrenzung des übergeordneten, 2009 begonnenen Aufwärtstrendkanals hinausgelaufen und hat zugleich die Hochs von Ende 2007 als letzte größere Widerstände vor dem einstigen Rekordhoch von 5.464 Punkten aus dem Jahr 2000 überwunden.

Und so ganz ohne fundamentalen Geleitschutz spielt sich das auch nicht ab. Richtig ist zwar, dass die vorstehende Argumentationskette alleine durch die Absage der EZB an umgehende Zinssenkungen gerissen ist, zumal beginnende Zinssenkungen ohnehin nicht sofort das Wachstum zu befeuern pflegen, aber:

Die 50 Schwergewichte der Eurozone-Wirtschaft, die in diesem Index vereint sind, spielten da bislang in einer anderen Liga. Die beeindruckenden Ergebnisse der französischen Luxusgüter-Konzerne, die auch die Zugpferde des jüngsten Aufwärtsimpulses ab dem 24. Januar waren, lassen die Marktteilnehmer hoffen, dass die schiere Größe und Marktmacht der meisten dieser 50 Blue Chips bewirken werden, dass deren Gewinne der Schwerkraft ebenso trotzen wie die Hausse des Euro Stoxx 50 selbst.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 06.02.2024, Kurs 4.690,87 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 06.02.2024, Kurs 4.690,87 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Dennoch muss man auf der Hut sein. Dieser Ausbruch kann bis zum Ende des Monats allemal auch noch zurückgenommen werden, erst, wenn der Index auch am Abend des 29. Februar über diesem aktuell überbotenen Kreuzwiderstand im Bereich 4.504/4.573 Punkte notiert, ist das langfristig bullische Signal wirklich vollzogen. Und dass der RSI-Indikator auf Tagesbasis schon wieder in der überkauften Zone angekommen ist, nachdem die „Heißlauf-Phase“ des Dezembers zuvor nicht wirklich bereinigt wurde, macht deutlich: Hier sollte man das Fell der Bären nicht verkaufen, bevor sie erlegt sind!

Wenngleich die EZB-Entscheidung nebst Pressekonferenz nichts brachte, worauf man im Vorfeld nicht längst vorgekauft hatte, gelang es zum Handelsende doch, den Euro Stoxx 50 auf Tuchfühlung zum jüngsten Verlaufshoch zu bringen. Und wie weiter?

Es ist schon faszinierend zu sehen, wie sehr der Wille, Kurse höher zu treiben, effektiv sein kann, wenn die Zahl derer, die an diesem Strang ziehen, nur groß genug ist. Der Euro Stoxx 50 hatte am Mittwoch massiv zugelegt und dann anfängliche, leichte Gewinnmitnahmen am Donnerstag in ein Plus verwandelt, das ihn bis auf elf Punkte an das im Dezember bei 4.593 Zählern markierte 22-Jahres-Hoch herantrug. Sprungbereit, diese Linie heute zu überwinden und mit neuen, mehrjährigen Hochs ins Wochenende zu gehen.

Die dann, so sieht der Plan der Bullen zweifellos aus, die Anleger so sehr elektrisieren, dass sie am Montag kaufen bzw. zukaufen. Und damit den Index im zweiten Anlauf deutlicher über diese wichtige Widerstandszone in Form der beiden Hochs von Ende 2007 bei 4.504/4.572 Punkte heben und der Zug weiter in Richtung des nächsten, charttechnisch basierten Halts saust:

Euro Stoxx 50: Tageschart vom 25.01.2024, Kurs 4.582,26 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 25.01.2024, Kurs 4.582,26 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

An das Allzeithoch des Index, welches er im Frühjahr 2000 bei 5.464 Punkten markiert hatte. Sicher, das wäre dann noch ein gewaltiger Schluck aus der Pulle. Aber erstens glauben wohl nicht gerade wenige, dass erste Leitzinssenkungen den Weg dahin schon freimachen werden. Zweitens ließe sich ja sagen: Der Weg ist das Ziel, erst einmal muss der Index dieses Dezember-Hoch nehmen, der Rest wird sich schon ergeben. Aber ist ein solches Szenario nicht absurd?

Expertenmeinung: Wenn man sich überlegt, dass viele im November und Dezember bereits auf den umgehend bullischen Effekt beginnender Leitzinssenkungen vorgekauft haben, kommt man um ein „ja“ bei dieser Frage kaum herum. Vor allem, weil EZB-Chefin Lagarde zwar in der gestrigen Pressekonferenz hatte durchblicken lassen, dass die EZB-Leitzinsen womöglich in zwei oder drei Sitzungen erstmals sinken könnten, sofern die Inflationsgefahr nicht durch zu hohe Lohntarif-Abschlüsse wieder aufflammt. Aber dass man die Zinsen grundsätzlich senken will, war ja bekannt. Und eigentlich hatten einige im Vorfeld sogar auf den März spekuliert.

Darüber hinaus würde alleine die Logik klar machen, dass erste, kleine Senkungen nach einem derartigen Anstieg nicht dazu führen, dass Unternehmen und Verbraucher die Banken stürmen, sich mit neuen Krediten vollpacken und dann investieren und konsumieren wie die Wilden. Das passiert am Ende eines solchen Zyklus … falls die Zinsen dann wirklich deutlich niedriger sein sollten. Aber!

Momentan steht die Logik nun einmal irgendwo in der zweiten oder dritten Reihe. Und wer sich mit der Geschichte der Börsen auskennt, weiß: Keine Hausse ist von ihrem fundamentalen Unterbau her wacklig und absurd genug, um nicht trotzdem mit aller Macht vorangetrieben zu werden. Man muss sich nur an 1999/2000 erinnern: Damals wussten zwar viele, dass das dramatisch daneben gehen wird … was es dann ja auch tat. Aber man sagte sich: Solange der Trend dynamisch aufwärts läuft, bleibe ich dabei, ich verkaufe erst, wenn die anderen auch verkaufen.

In Phasen wie diesen sind auch keine Nachrichten gute Nachrichten, so wie gestern die EZB-Sitzung. Und wenngleich man hier auf der Long-Seite immer mit einem offenen Auge schlafen muss, getreu der alten und weisen Regel „zum Ausstieg wird nicht geklingelt“, so ist doch nichts unmöglich: Sollte der Euro Stoxx 50 an diesem so nahe gekommenen Dezember-Hoch von 4.593 Punkten nicht abdrehen, sondern nach oben durchlaufen!

Euro Stoxx 50: Monatschart vom 25.01.2024, Kurs 4.582,26 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 25.01.2024, Kurs 4.582,26 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS