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Eine Hausse bei zugleich keineswegs bullischen Rahmenbedingungen ruft oft Erinnerungen an große Kurseinbrüche wie 1987 oder 2000 hervor. Zwar ist dergleichen in einem solchen Umfeld nie unmöglich. Aber mich erinnert der DAX heute eher an den vom Frühjahr 2015.
Er steigt und steigt und steigt. Die meisten Fragen schon gar nicht mehr, warum. Man würde auch seine liebe Not haben, tragfähige Antworten zu finden. Aber im Zweifel sagen sich die Bullen: Die Hausse nährt die Hausse … und das ist im Prinzip ja auch richtig.
Der Haken ist indes, dass zuletzt einfach keine Gewinnmitnahmen kommen. Angesichts des Umstands, dass die nächstgelegene, sauber ausgeprägte Supportzone um 17.000 liegt und sogar die 20-Tage-Linie als kurzfristiger Leitstrahl der Bullen heute gerade erst bei 18.000 Punkten ankommt, ein wenig gewagt.
Hinzu kommt, dass er markttechnisch noch überkaufter ist als am Peak der Dezember-Rallye. Ein RSI-Indikator auf Tagesbasis mit einem Wert von 86,67 (die überkaufte Zone beginnt bei 70), wie wir ihn gestern sahen, gab es zuletzt im Dezember 1999. Da ist die Ansicht, dass der Index ein wenig heiß gelaufen sein könnte, also nicht wirklich abwegig.
Da kommt der Gedanke auf, dass sich die Trader die Gewinnmitnahmen womöglich für die kommende Woche aufheben, weil sie davon ausgehen, dass das „Window Dressing“ der institutionellen Investoren zum heutigen Quartalsende mit dem Ziel einer werbewirksam optimierten Performance den DAX womöglich noch ein Stück weiterträgt. Dann kommt kommende Woche (so hofft man) das Geld derer, die sich von der Performance des ersten Quartals anstecken ließen, in den Markt … und dann könnte man mal Kasse machen. Was, wenn es zu viele auf einmal tun, heftig werden könnte. Aber das ist nicht das eigentliche Risiko für den DAX.
Expertenmeinung: Das Problem ist, dass die Rahmenbedingungen nicht passen. Dass das Frühjahrsgutachten der deutschen Wirtschaftsinstitute dem deutschen Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 nach zuvor +1,3 jetzt nur noch +0,1 Prozent Anstieg zutrauen, muss zwar nicht zwingend ein Problem der kapital- und margenstarken Blue Chips im DAX sein. Aber grandios fielen die bisher vorliegenden Ausblicke bei sehr vielen DAX-Unternehmen ja nicht gerade aus. Ein „Halten auf hohem Niveau“ ist da schon im oberen Bereich der Aussagen. Das bedeutet, dass man sich in luftleerem Raum nach oben bewegt, ohne dass viele es bemerken. Allerdings gäbe es noch ein Zauberwort, das dazu führen kann, dass ein Index wie der DAX verblüffend lange der Schwerkraft trotzen könnte:
Hoffnung. Aber genau da kommt bei mir die Erinnerung an 2015 auf. Kurzer Rückblick im Schnelldurchlauf: Damals hatte man die Eurokrise mit diversen Rettungsschirmen und viel, viel billigem Geld einigermaßen im Griff, wenngleich nicht sauber gelöst. Aber richtig wachsen wollte die Wirtschaft in Europa trotzdem nicht. Zwar waren die Jahre 2012 und 2013 von steigenden Kursen beim DAX geprägt. Aber die basierten auf der Hoffnung eines deutlich wiedererstarkten Wachstums. Als das nicht kam, begann der DAX 2014 zu stagnieren und zu wackeln. Und dann wurde die Hoffnung reaktiviert:
Man wollte glauben, dass die massive Ausweitung der EZB-Anleihekäufe das Wachstum wundersam befeuern würde. Das zu erwarten war ebenso unlogisch wie es dann auch ausblieb. Aber der Glaube daran versetzte Berge: Der DAX, zuvor gerade dabei abzurutschen, sauste mehrere Monate höher, bis dann im Mai Gewinnmitnahmen einsetzten und man wenig später erkannte: Nein, das Wunder kommt nicht. Heute will man daran glauben, dass die Leitzinsen bald und weit fallen, obwohl die EZB das so nicht kommuniziert. Man ist sogar imstande zu ignorieren, dass fallende Leitzinsen erst dann das Wachstum befeuern, wenn sie nahe am Tiefpunkt sind und nicht zu Beginn der Senkungen. Und erneut sehen wir einen DAX, der aus einer Abwärtsbewegung im Oktober ohne eine Veränderung der Lage, aber mit dieser Hoffnung auf ein Wunder, monatelang steigt.
Damals stieg er viel weiter, als man das rational hätte erwarten können, heute auch. Damals war absolut offen, wo sein Hoch sein würde … und das ist auch heute der Fall. Auf Verdacht einfach mal Short zu sein, wäre daher heute ebenso verwegen wie 2015. Aber immens auf der Hut zu sein, war damals richtig … und wäre es heute nicht minder, denn das mit den Wundern ist halt, wie die Erfahrung lehrt, so eine Sache.
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